Integration braucht Chancen

Die Anschläge auf Flüchtlingsheime sind erbärmlich. Die Attacken gegen Helfer lassen die Alarmglocken zusätzlich schrillen. Bei einigen Dummköpfen scheint der Hass immer größer zu werden. Wenn aber jemand tatsächlich glaubt, mit Molotowcocktails die Flüchtlingsbewegung nach Deutschland stoppen zu können, kann man ihm nicht mehr mit Argumenten begegnen.

Dann kann man nur hoffen, dass die Behörden die Brandstifter schnell ermitteln und zur Rechenschaft ziehen. Das schreckt den einen oder anderen vielleicht noch ab.

Gesellschaft, Politik, jeder einzelne muss akzeptieren und sich darauf einstellen: Die Flüchtlingswelle wird in den kommenden Jahren nicht kleiner, sondern größer werden. Schließlich können sich Europa und Deutschland vor den Konflikten in der Welt nicht abschotten. Alle Versuche, dies zu tun, haben nur die Schleuser reicher gemacht und Tausende auf dem Mittelmeer das Leben gekostet. Der Zustrom der Menschen wurde nicht gebremst, weil sich die Fluchtursachen trotz aller Bemühungen in den letzten Jahren noch verschärft haben. Durch Kriege und Terror, den Zerfall von Staaten und die Folgen des Klimawandels.

Die Frage ist freilich, wie man darauf reagieren will. Die Antwort kann nicht die Errichtung immer neuer Zeltstädte in überforderten Kommunen sein. Das erfüllt viele Bürger zu Recht mit Sorge. Mit der Situation muss man endlich so umgehen, dass es am Ende den Flüchtlingen dient - genauso wie dem Land. Ein umfassendes Einwanderungskonzept, das diesen Leitsatz beherzigt, gibt es in Deutschland aber bisher leider nicht. Von außen betrachtet stellt sich die Zuwanderungs- und Asylpolitik als undurchsichtig, kompliziert und bürokratisch dar. Das verstärkt Vorurteile und Ressentiments. Trotz aller Verbesserungen, die in den letzten Jahren erzielt worden sind.

Unbestritten ist doch, dass Deutschland aufgrund der demografischen Entwicklung in den kommenden Jahren Einwanderung dringend benötigt, und zwar nicht nur von Hochqualifizierten, um die die Politik am liebsten buhlt. Gebraucht werden vor allem jene, die die Jobs im Dienstleistungsbereich oder der medizinischen Pflege übernehmen. Es macht deshalb keinen Sinn, dass Menschen, die hierhin flüchten oder die hier Asyl beantragen, zum Teil jahrelang in einem rechtlichen Schwebezustand gehalten werden. Die Wirtschaft argumentiert richtig: Wer hier bleiben kann, wer die Bereitschaft hat, sich zügig zu integrieren, der muss vom Staat genauso zügig dafür belohnt werden. Wer bereit ist, für seinen Lebensunterhalt selbst aufzukommen, muss die Chance erhalten, dies rasch zu tun. Das nennt man Willkommenskultur, das entschärft Konflikte. Alles andere eher nicht.

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