Vorsorge statt Größenwahn

Fische raus, Licht aus, Tür zu: Sofern nicht noch ein Wunder geschieht und ein potenter Käufer auftaucht, geht am 30. Juni in Völklingen das Abenteuer Meeresfischzucht zu Ende. Das hat der Stadtrat am Montag beschlossen - und damit ein Signal gesetzt.

Seit im Herbst 2014 die bedrohliche Finanzkrise der Fischzucht und ihrer Muttergesellschaft, der Völklinger Stadtwerke , ans Licht kam, hat (Betriebs-)Wirtschaftliches alle kommunalen Entscheidungen regiert. Jetzt kehrt die Politik zurück.

Mit ihrem Beschluss, sich von der Fischzucht zu trennen - auch wenn das Geld kostet - macht die rot-rot-grüne Ratsmehrheit klar, wohin sie will. Die Stadtwerke sollen sich nicht auf dem Markt für Lebensmittel tummeln. Sondern sich um Energieversorgung und öffentlichen Personennahverkehr kümmern - Daseinsvorsorge für die Bürger. Punkt.

Die Kommunalpolitiker haben aus dem Fischzucht-Desaster gelernt. Schmerzhaft, die Lehre kostet die ohnehin finanzklamme Stadt Millionen. Und sie gilt weit über Völklingens Stadtgrenzen hinaus: Kommunen und kommunale Betriebe müssen von riskanten Projekten die Finger lassen. Mag eine neue Technik oder Wirtschaftssparte noch so reizvoll, zukunftsträchtig, verlockend aussehen - eine Kommune darf nie zocken. Sie wirtschaftet mit Steuern und Gebühren, mit Bürger-Geld. Geht das als Zocker-Einsatz drauf, steht die Lebensqualität der Bürger auf dem Spiel.

An der Völklinger Fischzucht lässt sich auch lernen, dass Selbstüberschätzung und Überheblichkeit schlechte Ratgeber sind. Jede Wirtschaftsbranche folgt ihren eigenen Regeln. Wer sie nicht kennt - und woher sollten Stadtverwaltungen oder Energieversorger das Lebensmittelgewerbe kennen? -, kann beim fröhlichen Dilettieren nur auf die Nase fallen. Größenwahn macht Politiker nicht zu Unternehmern, schon gar nicht zu guten. Und eine Stadt, die einst reich war und nun kriselt, gelangt durch vermessene Projekte nicht zurück zum alten Glanz. Um Glanz freilich geht es Politikern viel zu oft: Wähler zu blenden, ist leichter, als sie mit Realismus, Sachkompetenz und Bescheidenheit zu überzeugen.

Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ) wollte mit Großem, Strahlendem punkten. Das Ergebnis: Scheitern in großem Stil. Als politisch Verantwortlicher müsste Lorig längst die Konsequenzen ziehen. Doch dazu hat er sich bisher als zu klein erwiesen.

Fische raus, Licht aus, Tür zu: Das Völklinger Fischzucht-Abenteuer ist am Ende. Das Pionier-Projekt, mit Karacho an die Wand gefahren, dürfte Nachahmer kaum ermutigen. Denkbar, dass Völklingen so auch neuer, vielleicht zukunftsweisender Technologie einen Bärendienst erwiesen hat.

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