Mit Trump in die Fünfzigerjahre

Eigentlich hatten die Republikaner inhaltliche Akzente setzen wollen, ihre erste Fernsehdebatte nutzen, um im US-Wahlkampf die konservative Alternative zu Hillary Clinton zu skizzieren. Offen schien nur, ob mit Jeb Bush ein Mann des Establishments den Ton angeben würde oder ob ihm junge Aufsteiger wie Marco Rubio oder Scott Walker den Rang ablaufen könnten.

All die schönen Drehbücher sind nun Makulatur. Momentan dreht sich alles um Donald Trump , den Immobilientycoon mit übergroßem Ego.

Staunend verfolgen die Amerikaner, wie der Unternehmer aus New York mit allen Regeln des politischen Betriebs bricht. Er sieht sich in der Rolle des Praktikers, der hemdsärmelig Probleme angeht, während Politiker Reden halten. Er gibt den Part des Klartextredners, der mit Wonne betont, wie egal ihm politisch korrekte Rhetorik ist. Ein rüder Macho, stehengeblieben in der Zeit Ronald Reagans und Margaret Thatchers, als Milliardäre wie er noch als Meister des Universums gehandelt wurden.

Doch eines hat Trump schon jetzt erreicht. Er hat den Ton der Kampagne verändert. Er zwingt die Republikaner, sich verstärkt jener wütenden weißen Mittelschicht zuzuwenden, die mit dem Aufstieg spanischsprechender Einwanderer die Angst vor dem eigenen sozialen Abstieg verbindet. Ohne die Stimmen der Hispanics, das wissen die Strategen der Partei nur zu genau, lässt sich in den Vereinigten Staaten keine Wahl mehr gewinnen. Was Trump mit seiner absurden Hetze gegen "Vergewaltiger" und "Mörder" aus Mexiko erreicht, ist, genau diese Wählergruppe einmal mehr vor den Kopf zu stoßen.

Sein Idealbild Amerikas ist das der Fünfzigerjahre, als mangels globaler Konkurrenz die US-Wirtschaft florierte und die GIs die freie Welt beschützten. Migranten aus Lateinamerika spielten kaum eine Rolle in dieser Welt, China war kein Export-Riese, im Nahen Osten gab es kein islamistisches Kalifat. Die Nostalgie, für die Trump steht, war vor Jahren schon einmal zu spüren, nach der Wahl Obamas heraufbeschworen von der Tea Party, die sich gegen eine Ära auflehnte, in der ein Mann mit dunkler Haut US-Präsident werden konnte. Trump ist kein Tea-Party-Rebell, er ist ein populistischer Geschäftsmann auf der Suche nach einer Marktlücke. Was ihn von anderen Republikanern unterscheidet, ist seine Art, nicht nur gegen Barack Obama und Hillary Clinton zu wettern, sondern die gesamte politische Klasse. Nach seiner Lesart lässt sich eine blauäugige Elite in Washington permanent von raffinierteren Gegenspielern, ob sie nun in Peking, Moskau oder Mexiko-Stadt sitzen, über den Tisch ziehen, statt so energisch aufzutreten, wie es sich für die "großartigste Nation" dieses Planeten geziemt. Es sind billige Sprüche. Und doch finden sie Gehör.

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