Lachnummer Bundeswehr

Die Bundeswehr kommt dem Ideal "Frieden schaffen ohne Waffen" immer näher. Freilich ungewollt. Gerade ist eine deutsche Fregatte ohne Hubschrauber an Bord zur Piratenbekämpfung ausgelaufen, weil alle Maschinen kaputt waren.

Es gibt inzwischen eine lange Liste solcher Peinlichkeiten, die den Militärs die Schamröte ins Gesicht treiben müsste. So geriet letzte Woche der Versuch der Bundeswehr , ein paar Kisten Munition und Waffen sowie eine Handvoll Berater nach Kurdistan zu transportieren, regelrecht zur Satire. Nur Ministerin Ursula von der Leyen war schnell am Einsatzort. Erst die Show, dann die Hilfe, so kam es an.

Schon 2002, beim Afghanistan-Einsatz, mussten die ersten Soldaten tagelang in türkischen Hotels ausharren, weil sie nicht weiterkamen. Sie machten sich und ihr Land zur Lachnummer. Geändert hat sich fünf Verteidigungsminister später praktisch nichts. Nur dass die aktuelle Amtsinhaberin besonders auftrumpfend davon spricht, dass Deutschland mehr Verantwortung in der Welt übernehmen wolle und könne.

Große Worte, nichts dahinter. Das ist der Ruf, den Deutschland mittlerweile international hat. Aktuell könnte Deutschland nicht einmal seinen Bündnisverpflichtungen in der Nato nachkommen. Die um ihre Sicherheit fürchtenden baltischen Staaten sollten Sicherheitsgarantien gegen Russland lieber nicht in Berlin suchen. Von der Leyens mediale Inszenierungen missraten derzeit aus einem einfachen Grund so oft: Dies ist nicht die richtige Zeit für schöne Fotos - und die Bundeswehr dafür nicht der richtige Ort.

Was die Armee jetzt bräuchte, wäre ein Verteidigungsminister , der hart und ernsthaft an der Sache arbeitet. Und den die Sache auch interessiert, vielleicht mehr noch als die eigenen Karriere. Die Sache heißt Bundeswehrreform, und sie kommt einer Operation am offenen Herzen gleich. Denn die Einsätze gehen ja weiter. Diese Aufgabe taugt nicht wirklich, um damit populär zu werden.

Von der Leyen aber fällt nicht viel mehr ein, als den Ruf der Generäle nach mehr Geld zu unterstützen. Das wollen sie immer und dafür immer das neuste und komplizierteste Spielzeug aus den Rüstungsschmieden kaufen. Die erste Konsequenz wäre jetzt jedoch, dass die Generäle sich ehrlich machen, ob sie mit dem umgehen können, was sie haben. Was funktioniert, was nicht? Die zweite heißt: Verantwortung. Es kann nicht sein, dass die Einsatzfähigkeit der gesamten Armee über Jahre hinweg langsam ausgehöhlt wurde und niemand es bemerkt und nach oben berichtet hat. Da muss mancher Orden wieder runter vom Rock. Die dritte Konsequenz sind dann neue Strukturen, die diesen untragbaren Zustand dauerhaft beenden. An die Arbeit, Frau von der Leyen. Ohne Kamera!

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