Die CSU lebt noch

Es ist nicht zu übersehen: Bundespolitisch hat die CSU derzeit kein glückliches Händchen. Der Spott über das gescheiterte Betreuungsgeld und die fast schon gescheiterte Pkw-Maut ist schneidend. Und schon sind sie wieder da, die politischen Auguren, die der CSU gerne "Verzwergung" und "Bedeutungsverlust" bescheinigen.

Doch da wird die Rechnung vorschnell ohne den Wirt gemacht. Die Häufung bundespolitischer Flops in letzter Zeit ändert nichts an den Wahlergebnissen aus dem Jahr 2013. Das vergessen viele, die für die CSU möglichst schon das Totenglöckchen läuten wollen. Die CSU wird nicht von schlauen politischen Analysten in Berlin gewählt, sondern einzig und allein von den Wahlberechtigten in Bayern.

Ja, es ist wahr: Die CSU macht derzeit eine Schwächephase durch - symbolisiert durch den Krankenhaushaufenthalt des Vorsitzenden Horst Seehofer . Schwächeperioden aber haben es an sich, dass sie früher oder später beendet sind - spätestens dann, wenn eine neue frische Kraft das Ruder übernimmt, Markus Söder etwa.

Am Parteiengefüge in Deutschland und der besonderen Position der CSU darin aber ändert sich dadurch nichts. Es sind Binsenweisheiten, aber sie werden gern vergessen: Ob die CSU im Bund mit regiert oder nicht, ob sie dort Erfolge feiert oder krachende Niederlagen erleidet, ist für sie zweitrangig.

Von existenzieller Wichtigkeit sind Mehrheiten bei der bayerischen Landtagswahl. Diese wiederum richten sich danach, ob die bayerischen Bürger mit ihrer Lebenswirklichkeit zufrieden sind oder nicht. Und floppende Ausländermaut hin und verkorkstes Betreuungsgeld her - sie haben eigentlich keinen Grund, unzufrieden zu sein.

Schon seit langer Zeit ändert sich wenig: Die CSU pendelt zwischen 46 und 49 Prozent. Und die Bayern-SPD krebst um die 20-Prozent-Marke herum. Kein Wunder, dass sich bei den Genossen niemand euphorisch um die nächsten Spitzenkandidatur bemüht.

Alles so treiben lassen und sich an die Häme der Welt gewöhnen, ist aber für die CSU keine Option und kann schwer ins Auge gehen. Die CSU muss nicht nur ihre Bundespolitik einem Stresstest unterziehen. Ideologische und populistische Projekte haben eine begrenzte Lebenszeit und überstehen einen Kontakt mit der außerbayerischen Wirklichkeit selten. Während die SPD in der Berliner Koalition ihre Anliegen reihenweise durchsetzt und sich Kanzlerin Angela Merkel in der Außenbetrachtung allein um die Rettung Europas kümmert, kehrt die CSU grummelnd die Asche ihrer ruinierten Projekte zusammen. Das ist jedenfalls die öffentliche Wahrnehmung - und mit der kann die CSU als selbst ernannte Speerspitze der Union unmöglich zufrieden sein.

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