Fünf gegen Piëch

Bei VW ist der Krieg der Worte ausgebrochen: "Das Präsidium des Aufsichtsrates der Volkswagen AG stellt fest, dass Professor Dr. Martin Winterkorn der bestmögliche Vorsitzende des Vorstandes für Volkswagen ist", schreibt der Aufsichtsrat in einer Erklärung.

Mehr noch: Das Gremium spricht sich sogar noch für eine Vertragsverlängerung aus.

Die siebenzeilige Erklärung, die fünf der sechs Mitglieder unterstützt haben sollen, ist eine Sensation im Hause Volkswagen. Denn erstmals haben sich die Mit-Eigner damit offen gegen den Patriarchen Ferdinand Piëch gestellt. Selbst die Familie hat dem Porsche-Enkel Piëch damit bei seinem Vorstoß die Unterstützung versagt, Vorstandschef Winterkorn mit wenigen scharf pointierten Worten aus dem Amt zu jagen.

Die Causa Piëch zeigt, wie Patriarchen Unternehmen zum Erfolg führen, dann aber auch gefährden können. Unbestritten ist, dass Piëch den Konzern entscheidend geprägt hat. Die großen strategischen Entscheidungen tragen seine Handschrift. Er hat Audi zur Premium-Marke gemacht, die Gesundung bei Porsche angestoßen und auch VW auf Spur gebracht. Gleichzeitig hat Piëch gnadenlos jeden Manager aus dem Weg geräumt, der ihm zu eigenständig wurde. Sei es Bernd Pischetsrieder , der Piëch-Entscheidungen rückgängig machte, sei es Porsche-Chef Wendelin Wiedeking , der zu mächtig wurde. Oder jetzt Martin Winterkorn , dem Ambitionen nachgesagt wurden, Piëch auf dem Aufsichtsratsvorsitz abzulösen.

Im VW-Aufsichtsrat ist nun offensichtlich die Erkenntnis gereift, dass Geschäftserfolg wichtiger ist als das Ego des Alt-Chefs. Denn Winterkorn hat den Konzern in den vergangenen Jahren unbestritten zum Erfolg geführt: VW ist kurz davor, Toyota als größten Autohersteller der Welt abzulösen, und die Mitarbeiterzahl hat sich in Winterkorns Amtszeit von 329 000 auf knapp 600 000 fast verdoppelt. Winterkorn muss zwar mit zahlreichen Baustellen im Konzern rechnen, aber letztlich überwiegen im Wolfsburger Konzern die Stärken. VW kann sich aktuell weder einen Wechsel an der Spitze leisten noch einen geschwächten Vorstandschef. Dieser Umstand erklärt auch die scharfe Formulierung der Aufsichtsrats-Erklärung: Nach Piëchs Angriff ist Winterkorn angeschossen - der Aufsichtsrat stärkt ihm mit allen Mitteln den Rücken. Und feuert eine Breitseite auf den Patriarchen Piëch.

Als der Modeunternehmer Gerhard Wöhrl 2010 die Leitung seines Unternehmens abgab, lehnte er den Wechsel in den Aufsichtsrat ab, um sich selbst vor zu großer Einflussnahme zu schützen. Er hat erkannt, dass ein Familienunternehmen nur florieren kann, wenn der Patriarch das Steuer wirklich übergibt. Bei Piëch steht diese Erkenntnis noch aus.

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