Vermögen im Rekordwert von rund 108,8 Milliarden Euro ist im vergangenen Jahr in Deutschland vererbt oder vor dem Todesfall verschenkt worden. Das waren 54,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor - und rund 70 Milliarden mehr als zu Beginn des Jahrzehnts. Dabei wurde weitaus mehr verschenkt als vererbt, wie das Statistische Bundesamt gestern mitteilte.

Der Wert von Erbschaften und Vermächtnissen sei um 25,7 Milliarden auf 38,3 Milliarden Euro gestiegen. Der Wert von Schenkungen habe sich um 76,8 Prozent auf 70,5 Milliarden Euro erhöht. Über die Hälfte davon entfiel auf Betriebsvermögen. 2009 hatte der Wert von Schenkungen erst 13 Milliarden Euro betragen. "Möglicherweise beruht der Anstieg auf Befürchtungen der Unternehmer, dass künftig höhere Hürden für die steuerfreie Übertragung von Firmenvermögen gelten könnten", sagte Isabel Klocke vom Bund der Steuerzahler . Tatsächlich war 2014 nur jeder dritte verschenkte oder vererbte Euro steuerpflichtig, die Finanzämter setzten insgesamt 5,4 Milliarden Euro Steuern fest.

Der Reichtum ist dabei sehr ungleich verteilt. Große Erbschaften oder Schenkungen von über 20 Millionen Euro machten fast die Hälfte der Gesamtsumme aus: Sie stiegen insgesamt auf 51,1 Milliarden Euro und lagen damit um 131,6 Prozent über dem Ergebnis des Vorjahres.

Nach einer bereits am Dienstag veröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) gehen bei dem Milliarden-Segen durch Erbschaften viele Menschen in Deutschland ganz leer aus. Von den zu erwartenden Erbschaften in den kommenden zehn Jahren würden in jedem achten Nachlass "keine nennenswerten Vermögen übertragen", so die Forscher. Ganz grob gerechnet werde ein Drittel der Verstorbenen den Nachkommen weniger als 25 000 Euro hinterlassen, ein weiteres Drittel zwischen 25 000 bis 150 000 Euro und das letzte Drittel mehr als 150 000 Euro.