Nachholbedarf auch im Saarland

Saarbrücken · Frauen in Aufsichtsräten sind im Saarland eine Seltenheit, Quoten von unter 30 Prozent die Regel. Zumindest zeigt das eine stichprobenartige Umfrage unserer Zeitung bei Großunternehmen in der Region.

Die große Koalition hat sich auf eine Frauenquote für börsennotierten Konzerne geeinigt. Derzeit verfehlen noch viele entsprechende Unternehmen die ab dem Jahr 2016 geltende 30-Prozent-Marke. Im Saarland ist nach Angaben der Industrie- und Handelskammer nur der Keramikhersteller Villeroy & Boch von der Einführung der Quote direkt betroffen.

Bis auf die Hermès-Geschäftsführerin Christina Rosenberg sind derzeit im Aufsichtsrat des Mettlacher Familien-Unternehmens alle 13 Posten an Männer vergeben. Das entspricht einer Frauenquote von unter acht Prozent. Auf der mittleren und gehobenen Management-Ebene falle die Quote mit über 17 Prozent aber deutlich höher aus, sagte Unternehmenssprecherin Annette Engelke auf Anfrage unserer Zeitung. Dem Berliner Gesetzesvorstoß sieht man gelassen entgegen. "Wenn Neuwahlen anstehen, werden wir selbstverständlich den aktuellen Entwicklungen Rechnung tragen" - also mehr Frauen in den Aufsichtsrat berufen.

"An Recht und Ordnung halten" will sich auch Fresenius Medical Care (FMC). Das erklärte Kommunikations-Chef Matthias Link der SZ. Der Dax-Konzern mit 1800 Mitarbeitern allein im Saarland hat derzeit noch alle sechs Aufsichtsratsposten mit Männern besetzt. Jedoch trüge das Bild einer FMC-Männerdomäne, sagt Link. Zähle man alle Führungspositionen zusammen, schaffe das Unternehmen eine Frauenquote von gut 33 Prozent.

Die Koalition zielt allerdings mit ihrem Vorstoß nicht nur auf die börsennotierten Konzerne , sondern auch auf mittelgroße Unternehmen. Auch im Saarland sind hier Frauen in den Aufsichtsräten unterrepräsentiert. So beispielsweise bei Saarstahl (13,3 Prozent), der Saarschmiede (9,1 Prozent) und den Dillinger Hüttenwerken (0 Prozent). Auf SZ-Anfrage hieß es, dass man die Frauenquote "sehr ernst nehme" und Frauen - gemäß dem Berliner Gesetzesvorstoß - bei Neubesetzungen stärker berücksichtigen wolle. Eine genaue Zielvorgabe - wie von Schwarz-Rot geplant - wurde gestern nicht genannt.

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