Luftfahrt-Experte Eiselin zur Luxair-Bruchlandung: „Der Pilot hat richtig gehandelt“

Stefan Eiselin ist Chefredaktor der Züricher Internet-Plattform aerotelegraph.com. SZ-Redakteur Dietmar Klostermann sprach gestern mit dem Luftfahrt-Experten über die Luxair-Bruchlandung in Saarbrücken.

Warum hat der Pilot so schnell nach dem Start das Fahrwerk eingefahren?

Eiselin: Der war sehr schnell in der Luft. Die Luxair-Maschine war leicht, weil sie für die Strecke nach Luxemburg wenig Kerosin braucht. 16 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder sind zudem extrem wenig, da passen 76 Passagiere rein. Darum hat die Maschine sehr schnell abgehoben. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass auch die Räder schnell eingefahren wurden.

Hatte der Pilot auch andere Möglichkeiten, die Maschine schnell wieder zu Boden zu bringen, als die Bruchlandung?

Eiselin: Der Pilot muss das Gefühl gehabt haben, dass da etwas ist, was potenziell gefährlich ist. Ob er eine Feuerwarnanzeige im Flugzeug hatte, oder was auch immer. Er muss das Gefühl gehabt haben, dass er schnell runter muss.

Es wird von einer Rauchentwicklung im und außerhalb des Flugzeugs berichtet. Ist das der Grund für die abrupte Landung?

Eiselin: Außerhalb des Flugzeugs etwas zu sehen, ist eigentlich kaum möglich, weil der Pilot keinen Rückspiegel hat. Der sieht nichts. Vermutlich muss etwas in der Kabine gewesen sein. Dann muss die Information darüber aber sehr schnell zum Piloten gekommen sein. Es ist vermutlich relativ viel Rauch gewesen, vielleicht aus der Küche. Der Pilot hat auf jeden Fall sehr schnell gehandelt. Und das war auch gut. Denn das Risiko ist da. In Saarbrücken geht es ja am Ende der Landebahn hinten runter, wenn er zu spät runterkommt, wäre er auf der Straße oder im Wald gewesen.

Welches Risiko ist der Pilot mit der Notfalllandung eingegangen? Die Landebahn ist 2000 Meter lang?

Eiselin: Ich glaube wirklich, dass es nicht geklappt hätte, wenn die Luxair-Maschine voll besetzt gewesen wäre. Dann braucht sie 1400 Meter zum Start. Aber der Pilot hat das Flugzeug ja 400 Meter vor Ende der Landebahn zum Stehen gebracht. So etwas ist immer ein Risiko. Aber es ist die Abschätzung: Welches Risiko ist mir lieber? Das Risiko, dass durch den Rauch und einen allfälligen Brand ein wirklich gefährliches Problem entsteht oder dass bei der Bruchlandung irgendjemand verletzt wird? So wie ich das momentan sehe, hat der Pilot schon richtig gehandelt. Er hat allerdings keinen Notruf abgesetzt. Wenn er das macht, kann er tun, was er will. Dann ist er von allen Vorschriften entbunden. Eigentlich fliegt man, wenn man beim Start ein Problem hat, eine Schleife und kommt zurück. Aber unter den vermuteten Umständen war es keine schlechte Entscheidung des Piloten, die Maschine direkt runter zu bringen.

Kann die Maschine jemals wieder fliegen oder ist die jetzt Schrott?

Eiselin: Das hängt davon ab, wie hart der Pilot die Maschine aufgesetzt hat. Ob es da strukturelle Schäden gibt. Per se ist sie nicht unbrauchbar. Wenn es aber Risse gibt im Rumpf oder so, dann geht es nicht mehr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort