Co-Pilot war krank und verschwieg Behandlung

Koblenz/Berlin · Über den Co-Piloten von Unglücksflug 4U 9525 werden neue schockierende Erkenntnisse bekannt. Er war am Absturztag krankgeschrieben. Germanwings erreichte diese Information aber offenbar nie.

Der Co-Pilot Andreas L. des abgestürzten Airbus hat nach Erkenntnissen der Ermittler vor seinem Arbeitgeber Germanwings eine Erkrankung verheimlicht. Die Fahnder entdeckten bei dem 27-Jährigen zu Hause "zerrissene, aktuelle und auch den Tattag umfassende Krankschreibungen", wie die Staatsanwaltschaft Düsseldorf gestern mitteilte. Ein Abschiedsbrief oder ein Bekennerschreiben wurden nicht gefunden.

Ermittler hatten am Donnerstag zwei Wohnungen des Mannes durchsucht, der aus Montabaur bei Koblenz stammte und seit 2013 als Co-Pilot für Germanwings flog. Sichergestellt wurden Dokumente, "die auf eine bestehende Erkrankung und entsprechende ärztliche Behandlungen hinweisen", erklärte die Staatsanwaltschaft weiter. Über die Art der Erkrankung von Andreas L. wurde nichts mitgeteilt, die Ermittler hatten aber nach Hinweisen auf ein psychisches Leiden gesucht. Der Fluggesellschaft Germanwings lag nach eigenen Angaben keine Krankschreibung des Co-Piloten vor.

Andreas L. steht im Verdacht, auf Flug 4U 9525 den Piloten aus dem Cockpit ausgesperrt und die Maschine mit 150 Menschen an Bord mit voller Absicht auf Todeskurs gebracht zu haben. Die Auswertung des Stimmenrekorders hatte ans Licht gebracht, dass der Co-Pilot seinem Kollegen nach einem Toilettengang nicht mehr die automatisch verriegelte Cockpit-Tür öffnete. Die deutschen Fluggesellschaften zogen schnell Konsequenzen und verschärften mit sofortiger Wirkung ihre Regeln für die Besetzung im Cockpit. Kein Pilot darf sich bis auf weiteres noch allein dort aufhalten.

Bundespräsident Joachim Gauck nahm am Vormittag an einem Gedenkgottesdienst im westfälischen Haltern teil. 16 Schüler und zwei Lehrerinnen des dortigen Gymnasiums waren an Bord des Airbus, der am Dienstag auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen an einem Bergmassiv zerschellte. Bei den Bergungsarbeiten am Absturzort konnten die Einsatzkräfte bislang nur Leichenteile sammeln. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Suche nach dem zweiten Flugschreiber. > e

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