Brüssel sagt Plastiktüten den Kampf an

Brüssel/Berlin · Im Supermarkt greift der Kunde gern zur Plastiktüte. Doch die Beutel richten schwere Umweltschäden an. Die EU will die Plastik-Flut eindämmen und gibt strenge Ziele vor. Zumindest in Deutschland soll es aber kein Verbot geben.

Die Europäer sollen in Zukunft deutlich weniger Plastiktüten verbrauchen. Um die Zahl der umweltschädlichen Einwegbeutel zu senken, dürfen die EU-Staaten die Tüten künftig besteuern oder sogar verbieten. Das beschlossen die EU-Minister gestern in Brüssel und segneten die schon länger debattierten Pläne endgültig ab. Zudem sollen sich alle Staaten klare Ziele setzen, damit die Menschen ihre Einkäufe nicht mehr so oft in Plastiktaschen nach Hause tragen.

Konkret soll jeder Europäer bis Ende 2025 im Schnitt nur noch 40 Beutel pro Jahr verbrauchen - zuletzt waren es 176. Deutschland schnitt nach EU-Angaben etwas besser ab, der Verbrauch lag bei 64 Tüten pro Kopf. Nicht betroffen von der Ächtung sind robuste Mehrfachtüten oder extrem dünne Beutel, die für Obst, Gemüse oder Frischfleisch gebraucht werden.

Die Bundesregierung hat bislang noch nicht entschieden, wie sie die Vorgabe umsetzen will. Derzeit spreche "nichts dafür, in Deutschland Abgaben oder gar Verbote zur Reduzierung des Verbrauchs an Plastiktüten einzuführen", sagte eine Sprecherin von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD ). Man werde mit Umweltverbänden, Verbraucherschützern, Ländern und der Wirtschaft über das Thema diskutieren. Vom Handel gebe es positive Signale zur Kooperation.

Das Umweltbundesamt hatte vorgeschlagen, Plastiktüten etwa in Kaufhäusern und Kleidergeschäften nicht mehr umsonst abzugeben. Umweltschützer verweisen darauf, dass in Irland nach Einführung einer Abgabe die Anzahl der Plastiktüten von 328 auf 18 je Bürger und Jahr gesunken sei. In der Debatte war Ministerin Hendricks im Januar bereits eine von 118 000 Menschen unterzeichnete Petition zur Eindämmung des Tütenverbrauchs überreicht worden. Dabei geht es um eine Umweltabgabe von 22 Cent.

Die Brüsseler Pläne sollen vor allem der Umwelt helfen. Es kann Hunderte Jahre dauern, bis sich Plastikbeutel in der Natur zersetzen. Ein Problem sind Müllteppiche im Meer. Der Plastikabfall kann von Tieren aufgenommen werden und sie schwächen oder gar töten.

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