Lehrer klagen über Schrift der Schüler

Berlin/Saarbrücken · Deutsche Schüler schreiben zunehmend unleserlich und auch zu langsam. Das bemängeln Lehrer in einer aktuellen Umfrage. Nur 22 Prozent von ihnen sind mit der Schreibfertigkeit ihrer Schüler zufrieden.

Wachsende Probleme von Schülern mit der Handschrift machen den Lehrern in Deutschland Sorgen. In einer gestern vorgestellten Umfrage für den Deutschen Lehrerverband erklärten 79 Prozent der befragten Pädagogen, die Handschrift ihrer Schüler habe sich in den letzten Jahren im Schnitt verschlechtert. Unter den Grundschullehrern meinen sogar 83 Prozent, dass ihre Schüler inzwischen schlechtere Voraussetzungen mitbringen, ihre Handschrift gut zu entwickeln.

Aus Lehrersicht haben rund 51 Prozent der Jungs Probleme, eine flüssige und leserliche Handschrift zu entwickeln. Bei den Mädchen sind es 31 Prozent. Nicht einmal zwei von fünf Schülern (38 Prozent) könnten länger als eine halbe Stunde am Stück beschwerdefrei schreiben. Der Chef des Lehrerverbands, Josef Kraus, sieht auch in der Schulpolitik eine Ursache. Sie messe "dem Schreiben und insgesamt der sprachlichen Bildung immer weniger Bedeutung bei", sagte er. Schon in Kitas müsse die Grob- und Feinmotorik stärker gefördert werden, so Kraus. Er kritisierte unter anderem die Arbeit mit Lückentexten und Prüfungen, in denen nur noch Antworten angekreuzt würden.

Angesichts von Überlegungen, künftig auf das Erlernen der traditionellen Schreibschrift zu verzichten, kündigte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz Brunhild Kurth (CDU ) ihren Widerstand an. Gerade wegen der zunehmenden Digitalisierung sei es wichtig, dass in den Schulen eine lesbare Handschrift entwickelt werde. Sie plädierte dafür, dass auch in den höheren Klassen "wann immer möglich" mit der Hand geschrieben werde. Das saarländische Bildungsministerium teilte auf SZ-Anfrage mit, das Erlernen der Schreibschrift im Unterricht solle erhalten bleiben. "Die Kinder brauchen eine Orientierungsschrift, aus der sie ihre individuelle Handschrift entwickeln können", sagte Rudolf Detzer, Referatsleiter Grundschulen. Trotz Computern werde die Handschrift ja nach wie vor gebraucht. Zudem trage sie zur Persönlichkeit bei: "Es geht darum, dass die Kinder sich entwickeln", sagte Detzer. > e, Interview, Meinung

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