AfD trumpft in Sachsen auf und kegelt FDP raus

Berlin · Die AfD hat nach der Sachsen-Wahl eigentlich allen Grund zu jubeln. Dennoch freuen sich die Europakritiker lieber dezent über das „Ankommen in der Parteienlandschaft“. Anders sieht das bei der FDP aus. Sie verabschiedete sich erneut aus einem Landtag.

Des einen Freud ist des anderen Leid. Hans-Olaf Henkel, Ex-Industrielobbyist und AfD-Mitglied, hatte gestern rasch eine Erklärung parat, warum die Eurokritiker bei der Landtagswahl in Sachsen so ein hohes Ergebnis erzielen konnten: "Viele FDP-Wähler haben uns gewählt." Auch deshalb zieht die AfD wohl erstmals in ein Landesparlament ein. Inzwischen fühlt man sich nicht nur als Konservative, sondern als Erben der Liberalen.

Eigentlich stimme ihn das traurig, so Henkel im sechsten Stock eines Berliner Bürokomplexes, wo die AfD mit ihrer Parteizentrale residiert. Nur wenige Hundert Meter entfernt vom Konrad-Adenauer-Haus der CDU . Aber mit ihrem Europakurs seien die Liberalen selbst Schuld daran, dass viele Menschen sie nicht mehr wählen würden, so Henkel. Nun werde man die "Altparteien in die Zange nehmen" - und zwar von den Landesparlamenten und vom EU-Parlament aus. Um starke Worte sind die Parteivorderen bisher nie verlegen gewesen, nur das Jubeln müssen sie noch üben: Eher verhalten quittierte man die zweistelligen Hochrechnungen. Man sei jetzt "endgültig angekommen in der deutschen Parteienlandschaft", sagte der AfD-Vorsitzende Bernd Lucke .

Demgegenüber könnte sich die FDP nach der gestrigen Wahl weiter aus dem Parteiengefüge verabschiedet haben. Ins Thomas-Dehler-Haus verirrten sich gestern nur rund 60 Parteigänger, um mitzuerleben, wie man aus dem Landtag fliegt und die letzte Regierungsbeteiligung in einem Land verliert. Die Enttäuschung hielt sich aber in Grenzen, denn die Prognosen hatten vorher nichts anderes erwarten lassen. Ein ehemaliger Minister war auch anzutreffen - Ex-Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel hielt sich am Rotwein fest. Sagen wollte er nichts. Wer jedoch weiß, wie es um das Verhältnis von Niebel zum neuen Parteichef Christian Lindner steht, konnte in dessen Anwesenheit durchaus eine kleine Provokation erkennen.

Lindner betonte, in Berlin habe man mitgefiebert. Man muss allerdings wissen, dass sich die sächsische FDP im Wahlkampf stark abgegrenzt hatte von der Bundespartei, um ja nicht in deren schlechten Ruf zu geraten. Insofern war zwischen den Zeilen zu hören, dass das Ergebnis aus Lindners Sicht vor allem mit den sächsischen Liberalen nach Hause geht. Trotz der Niederlage hätten aber viele Tausend Menschen ihre Stimme der FDP gegeben, betonte der Vorsitzende. "Das macht Mut."

Den wird die FDP alsbald wieder brauchen. In zwei Wochen bei den Wahlen in Brandenburg und Thüringen droht der Rauswurf aus weiteren Parlamenten.

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