Herr Kawolus kriegt ein neues Leben

Herr Kawolus ist jetzt 54, und weil er noch ein paar Jahre leben will, liegt er am frühen Dienstag dieser Woche aufgeschnitten auf dem Operationstisch der Herz-Thorax-Chirurgie in der Uniklinik Homburg. Oberarzt Dr. Paulus Schurr hat den Brustkorb des Patienten geöffnet, mit der Stichsäge fein säuberlich das Brustbein durchtrennt und den Wundspreizer gesetzt, während der Kardiotechniker an der Herz-Lungen-Maschine den Körper von Herrn Kawolus auf 18 Grad Celsius herunterkühlt. Ohne diesen Wärmentzug und die Kardioplegie, wie die Stilllegung des Herzens genannt wird, wäre die Operation der seltenen Lungenkrankheit CTEPH nicht möglich, sagt Professor Hans-Joachim Schäfers, "weil der Patient sonst im Blut ertrinken würde". Guido Kawolus aus Homburg, gelernter Graveur, später Geschäftsführer eines Schilder- und Service-Unternehmens, hatte eine düstere Prognose. Schon vor dem Eingriff war er voll des Lobes über den Arzt, der ihm ein neues Leben schenken wird. "Ich bin so froh, dass wir den Schäfers hier im Saarland haben", sagt er, bevor er sediert wird. Natürlich hat er ein bisschen Angst, ob er wieder aufwachen würde aus dem schwarzen Nichts, aber dieser Operateur flößt ihm Vertrauen ein. Kawolus hat sich genau informiert über die heimtückische Chronisch thrombo-embolisch pulmonale Hypertonie, die sein Leben vor zwei Jahren so nachhaltig verändert hat. Plötzlich bekam er keine Luft mehr, wenn er mit Hündin Luna am Jägersburger Weiher spazieren ging, jede Treppe wurde zur Qual. Erst dachte er, es sei das Herz, doch der Kardiologe schickte ihn in die Uniklinik mit dem lapidaren Hinweis, eigentlich könne man ihm "nur noch dort helfen". Die Diagnose bei CTEPH ist verdammt schwierig, die Krankheit wird oft mit Asthma verwechselt, selbst Fachärzte tappen gelegentlich im Dunkeln. Sie ist so gefährlich, weil das Lungengewebe allmählich vernarbt und der Blutdruck im "kleinen Kreislauf" zwischen Herz und Lunge dramatisch ansteigt. Kawolus weiß, dass Hans-Joachim Schäfers zu den wenigen Spezialisten zählt, nicht mal eine Handvoll Ärzte in ganz Deutschland beherrschen diese komplexe Operation. Eigentlich ist der Star-Chirurg der Homburger Uniklinik ja ein "Herzklappen-Retter" (SZ vom 24.05.2012), der eine spezielle Technik entwickelt hat, die in der ganzen Welt gefragt ist. Am Donnerstag ist er nach Japan geflogen, kürzlich war er in Mexiko und Israel, dazwischen immer wieder Homburg, wo er als Chefarzt Herzklappen in Serie repariert und Studenten examiniert. Als Schäfers zum OP-Patienten Kawolus kommt, hat er um 8.30 Uhr bereits einem jungen Mann aus Süddeutschland eine Dacron-Prothese in die Aorta eingesetzt. Routine für den Chirurgen, der in den letzten 25 Jahren mindestens 20 000 Operationen durchgeführt hat. Die vernarbte Lunge des Herrn Kawolus ist aber keine Routine, diese OP verlangt das ganze Können, und das weiß auch der Organismus von Schäfers, der den Körper im grünen OP-Kittel jetzt mit Adrenalin flutet. Schäfers bleibt trotzdem ruhig und beginnt mit der Präzision eines Uhrmachers, das vernarbte Gewebe aus den Lungengefäßen zu schälen. Er muss die richtige Balance finden, denn wenn er zu tief oder zu heftig schabt an der 0,6 Millimeter feinen Lungenwand, tauscht der Patient sein altes Problem gegen ein neues ein. Im OP-Saal herrscht Stille. Leise rotiert die Herz-Lungen-Maschine, gelegentlich sind Sauggeräusche zu hören. Neben Oberarzt Dr. Schurr assistieren ein weiterer Arzt und zwei "Springer" genannte OP-Schwestern. Prof. Ulrich Grundmann überwacht die Anästhesie, die Maschine bedient ein Kardiotechniker, der an der Berliner Charité geschult wurde. Alle sind hoch konzentriert, jeder Handgriff sitzt. Schäfers gibt kurze Anweisungen, hantiert mit Scheren und Pinzetten. Als er sagt: "So, Maschine aus", steht der Kreislauf von Guido Kawolus still. Das Herz schlägt nicht mehr, der Körper ist nahezu blutleer, das Gehirn hat jetzt eine Temperatur von 17,9 Grad. Maximal 45 Minuten ist dieser untote Zustand möglich, "aber der Chef braucht nie so lange", sagt anerkennend der Techniker an der Herz-Lungen-Maschine, deren Pumpen, Schläuche und Monitore irgendwie Vertrauen wecken. Dann zieht Schäfers ein vier Zentimeter langes Narbengewebe aus dem linken Lungenflügel, "es saß dort im Gefäß wie ein Korken". Es folgt der rechte Lungenflügel und Schäfers sagt plötzlich: "Schwierig!" Er kämpft mit Widrigkeiten, längst nicht alle Verästelungen in den Lungen-Segmenten sind zugänglich. Wieder wandert Narbengewebe in die Petrischale, am Ende sind es vier große und zahlreiche kleinere Gewebestücke, die der Arzt aus dem Körper des Patienten schnippelt. Es ist 10.20 Uhr, als Schäfers "Fluss" sagt und der Kardiotechniker der Herz-Lungen-Maschine den Befehl gibt, das Blut über den Wärmetauscher zurück in den Körper zu pumpen. Das Werk ist vollbracht, Schäfers atmet tief durch: "Jetzt bin ich zufrieden." Kawolus, der langsam wieder aufgewärmt und zugenäht wird, innen mit einem stabil-elastischen VA-Draht aus Edelstahl, außen mit nicht-resorbierbarem Nahtmaterial, liegt leblos auf der Liege und kriegt absolut nichts mit. Vor der Operation hat er geträumt, von einem Leben ohne Angst und Atemnot, ohne quälende Gedanken, dafür mit Lebensfreude und Dynamik. Diese tollen Gefühle wird er bald wieder spüren können, spätestens nach etwa drei, vier Wochen, wenn der zuvor so schlaffe Körper wieder gehorcht. "Dann kommt die Euphorie", sagt Schäfers, der nun selbst eine kleine Pause braucht: runterfahren, Adrenalin abbauen, raus aus dem Hochspannungsmodus. Als Kawolus zurück auf die Intensivstation geschoben wird, ist die Welt noch in Ordnung. Der Lungendruck ist vergleichsweise niedrig, Schäfers kann sich beruhigt dem Staatsexamen seiner Studenten widmen. Langsam lässt die Wirkung der Narkose nach, Guido Kawolus erlangt wieder das Bewusstsein, doch was er jetzt sagt und hört, kann sich nicht im Gedächtnis verankern. Dann wird er unruhig, abends um neun ist er kurz davor, seinen Beatmungsschlauch zu verlieren. Doch es deutet sich schon an, dass sich die Lage des Patienten wieder zuspitzt. Am Herzen sammelt sich geronnenes Blut, am Mittwochmorgen wird es richtig ernst, die Überwachungsdaten verheißen nichts Gutes. Schäfers berät sich mit seinem Ärzteteam und entscheidet: Der Bluterguss am Herzen ist lebensgefährlich, er muss weg, und zwar sofort. Für Herrn Kawolus eine schlechte Nachricht, denn es folgt Tortur Nr. 2: Zurück in den OP, alle Nähte müssen wieder auf, die Verdrahtung gelöst, das Herz muss "gesäubert" werden. Parallel dazu werden die roten Blutkörperchen des Patienten "gewaschen", weil der Blutgerinnungsprozess ihnen schwer zugesetzt hat. Auch der Beatmungsschlauch wird neu justiert, "die Lunge muss vollständig belüftet sein", sagt Schäfers, dem seine Kollegen respektvoll bescheinigen, dass er die Nachsorge sehr ernst nimmt und selbst an Wochenenden, wenn er eigentlich mal frei haben sollte, immer wieder nach den Patienten schaut. Als Guido Kawolus am Donnerstagmorgen wach wird, sieht er als Erstes die Decke des Zimmers auf der Ü-Station und denkt: "Gott sei Dank, es ist vorbei!" Tatsächlich ist er über den Berg. Zur Hemmung der plasmatischen Blutgerinnung kriegt er Heparin und Marcoumar, die saubere Blutversorgung der Gefäße ist das A und O. Um den Schmerz zu dämpfen, der sonst kaum auszuhalten wäre, werden chemische Derivate auf Morphin-Basis zugeführt. Auch deshalb steigt die Laune des Patienten stündlich, am Freitag ist er beinahe putzmunter und erzählt stolz, schon einen Becher Joghurt vertilgt zu haben. Am heutigen Samstag soll der Lungenhochdruck-Patient nach der spektakulären OP namens pulmonale Endarterektomie auf die Normalstation verlegt werden. Kawolus ist stabil und munter, der Besuch von Frau und Kindern, Schwager und Schwägerin hat seine Laune zusätzlich gesteigert. Am Dienstag darf er schon versuchen, Treppen zu steigen, wenn das gelingt, steht seinem Transport zur Reha nach Blieskastel nichts mehr im Wege. Und während Professor Schäfers japanische Kollegen im fernen Osten in die hohe Kunst der Herzklappen-Rekonstruktion einweist, schläft Herr Kawolus in Homburg seiner Genesung entgegen. Er träumt dabei von Luna, der geliebten Bordercollie-Hündin, mit der er bald wieder um den Jägersburger Weiher tollen will.

 Hochkonzentriert, hochprofessionell: Professor Schäfers (2.v.re.) holt vernarbtes Gewebe aus dem Körper des Patienten. Ganz nah dabei: SZ-Autor Bernarding (M).Fotos: Oliver Dietze

Hochkonzentriert, hochprofessionell: Professor Schäfers (2.v.re.) holt vernarbtes Gewebe aus dem Körper des Patienten. Ganz nah dabei: SZ-Autor Bernarding (M).Fotos: Oliver Dietze

Herr Kawolus ist jetzt 54, und weil er noch ein paar Jahre leben will, liegt er am frühen Dienstag dieser Woche aufgeschnitten auf dem Operationstisch der Herz-Thorax-Chirurgie in der Uniklinik Homburg. Oberarzt Dr. Paulus Schurr hat den Brustkorb des Patienten geöffnet, mit der Stichsäge fein säuberlich das Brustbein durchtrennt und den Wundspreizer gesetzt, während der Kardiotechniker an der Herz-Lungen-Maschine den Körper von Herrn Kawolus auf 18 Grad Celsius herunterkühlt. Ohne diesen Wärmentzug und die Kardioplegie, wie die Stilllegung des Herzens genannt wird, wäre die Operation der seltenen Lungenkrankheit CTEPH nicht möglich, sagt Professor Hans-Joachim Schäfers, "weil der Patient sonst im Blut ertrinken würde".

Guido Kawolus aus Homburg, gelernter Graveur, später Geschäftsführer eines Schilder- und Service-Unternehmens, hatte eine düstere Prognose. Schon vor dem Eingriff war er voll des Lobes über den Arzt, der ihm ein neues Leben schenken wird. "Ich bin so froh, dass wir den Schäfers hier im Saarland haben", sagt er, bevor er sediert wird. Natürlich hat er ein bisschen Angst, ob er wieder aufwachen würde aus dem schwarzen Nichts, aber dieser Operateur flößt ihm Vertrauen ein. Kawolus hat sich genau informiert über die heimtückische Chronisch thrombo-embolisch pulmonale Hypertonie, die sein Leben vor zwei Jahren so nachhaltig verändert hat. Plötzlich bekam er keine Luft mehr, wenn er mit Hündin Luna am Jägersburger Weiher spazieren ging, jede Treppe wurde zur Qual. Erst dachte er, es sei das Herz, doch der Kardiologe schickte ihn in die Uniklinik mit dem lapidaren Hinweis, eigentlich könne man ihm "nur noch dort helfen".

Die Diagnose bei CTEPH ist verdammt schwierig, die Krankheit wird oft mit Asthma verwechselt, selbst Fachärzte tappen gelegentlich im Dunkeln. Sie ist so gefährlich, weil das Lungengewebe allmählich vernarbt und der Blutdruck im "kleinen Kreislauf" zwischen Herz und Lunge dramatisch ansteigt. Kawolus weiß, dass Hans-Joachim Schäfers zu den wenigen Spezialisten zählt, nicht mal eine Handvoll Ärzte in ganz Deutschland beherrschen diese komplexe Operation. Eigentlich ist der Star-Chirurg der Homburger Uniklinik ja ein "Herzklappen-Retter" (SZ vom 24.05.2012), der eine spezielle Technik entwickelt hat, die in der ganzen Welt gefragt ist. Am Donnerstag ist er nach Japan geflogen, kürzlich war er in Mexiko und Israel, dazwischen immer wieder Homburg, wo er als Chefarzt Herzklappen in Serie repariert und Studenten examiniert.

Als Schäfers zum OP-Patienten Kawolus kommt, hat er um 8.30 Uhr bereits einem jungen Mann aus Süddeutschland eine Dacron-Prothese in die Aorta eingesetzt. Routine für den Chirurgen, der in den letzten 25 Jahren mindestens 20 000 Operationen durchgeführt hat. Die vernarbte Lunge des Herrn Kawolus ist aber keine Routine, diese OP verlangt das ganze Können, und das weiß auch der Organismus von Schäfers, der den Körper im grünen OP-Kittel jetzt mit Adrenalin flutet. Schäfers bleibt trotzdem ruhig und beginnt mit der Präzision eines Uhrmachers, das vernarbte Gewebe aus den Lungengefäßen zu schälen. Er muss die richtige Balance finden, denn wenn er zu tief oder zu heftig schabt an der 0,6 Millimeter feinen Lungenwand, tauscht der Patient sein altes Problem gegen ein neues ein.

Im OP-Saal herrscht Stille. Leise rotiert die Herz-Lungen-Maschine, gelegentlich sind Sauggeräusche zu hören. Neben Oberarzt Dr. Schurr assistieren ein weiterer Arzt und zwei "Springer" genannte OP-Schwestern. Prof. Ulrich Grundmann überwacht die Anästhesie, die Maschine bedient ein Kardiotechniker, der an der Berliner Charité geschult wurde. Alle sind hoch konzentriert, jeder Handgriff sitzt. Schäfers gibt kurze Anweisungen, hantiert mit Scheren und Pinzetten. Als er sagt: "So, Maschine aus", steht der Kreislauf von Guido Kawolus still. Das Herz schlägt nicht mehr, der Körper ist nahezu blutleer, das Gehirn hat jetzt eine Temperatur von 17,9 Grad. Maximal 45 Minuten ist dieser untote Zustand möglich, "aber der Chef braucht nie so lange", sagt anerkennend der Techniker an der Herz-Lungen-Maschine, deren Pumpen, Schläuche und Monitore irgendwie Vertrauen wecken. Dann zieht Schäfers ein vier Zentimeter langes Narbengewebe aus dem linken Lungenflügel, "es saß dort im Gefäß wie ein Korken".

Es folgt der rechte Lungenflügel und Schäfers sagt plötzlich: "Schwierig!" Er kämpft mit Widrigkeiten, längst nicht alle Verästelungen in den Lungen-Segmenten sind zugänglich. Wieder wandert Narbengewebe in die Petrischale, am Ende sind es vier große und zahlreiche kleinere Gewebestücke, die der Arzt aus dem Körper des Patienten schnippelt. Es ist 10.20 Uhr, als Schäfers "Fluss" sagt und der Kardiotechniker der Herz-Lungen-Maschine den Befehl gibt, das Blut über den Wärmetauscher zurück in den Körper zu pumpen. Das Werk ist vollbracht, Schäfers atmet tief durch: "Jetzt bin ich zufrieden."

Kawolus, der langsam wieder aufgewärmt und zugenäht wird, innen mit einem stabil-elastischen VA-Draht aus Edelstahl, außen mit nicht-resorbierbarem Nahtmaterial, liegt leblos auf der Liege und kriegt absolut nichts mit. Vor der Operation hat er geträumt, von einem Leben ohne Angst und Atemnot, ohne quälende Gedanken, dafür mit Lebensfreude und Dynamik. Diese tollen Gefühle wird er bald wieder spüren können, spätestens nach etwa drei, vier Wochen, wenn der zuvor so schlaffe Körper wieder gehorcht. "Dann kommt die Euphorie", sagt Schäfers, der nun selbst eine kleine Pause braucht: runterfahren, Adrenalin abbauen, raus aus dem Hochspannungsmodus.

Als Kawolus zurück auf die Intensivstation geschoben wird, ist die Welt noch in Ordnung. Der Lungendruck ist vergleichsweise niedrig, Schäfers kann sich beruhigt dem Staatsexamen seiner Studenten widmen. Langsam lässt die Wirkung der Narkose nach, Guido Kawolus erlangt wieder das Bewusstsein, doch was er jetzt sagt und hört, kann sich nicht im Gedächtnis verankern. Dann wird er unruhig, abends um neun ist er kurz davor, seinen Beatmungsschlauch zu verlieren. Doch es deutet sich schon an, dass sich die Lage des Patienten wieder zuspitzt. Am Herzen sammelt sich geronnenes Blut, am Mittwochmorgen wird es richtig ernst, die Überwachungsdaten verheißen nichts Gutes. Schäfers berät sich mit seinem Ärzteteam und entscheidet: Der Bluterguss am Herzen ist lebensgefährlich, er muss weg, und zwar sofort. Für Herrn Kawolus eine schlechte Nachricht, denn es folgt Tortur Nr. 2: Zurück in den OP, alle Nähte müssen wieder auf, die Verdrahtung gelöst, das Herz muss "gesäubert" werden. Parallel dazu werden die roten Blutkörperchen des Patienten "gewaschen", weil der Blutgerinnungsprozess ihnen schwer zugesetzt hat. Auch der Beatmungsschlauch wird neu justiert, "die Lunge muss vollständig belüftet sein", sagt Schäfers, dem seine Kollegen respektvoll bescheinigen, dass er die Nachsorge sehr ernst nimmt und selbst an Wochenenden, wenn er eigentlich mal frei haben sollte, immer wieder nach den Patienten schaut.

Als Guido Kawolus am Donnerstagmorgen wach wird, sieht er als Erstes die Decke des Zimmers auf der Ü-Station und denkt: "Gott sei Dank, es ist vorbei!" Tatsächlich ist er über den Berg. Zur Hemmung der plasmatischen Blutgerinnung kriegt er Heparin und Marcoumar, die saubere Blutversorgung der Gefäße ist das A und O. Um den Schmerz zu dämpfen, der sonst kaum auszuhalten wäre, werden chemische Derivate auf Morphin-Basis zugeführt. Auch deshalb steigt die Laune des Patienten stündlich, am Freitag ist er beinahe putzmunter und erzählt stolz, schon einen Becher Joghurt vertilgt zu haben.

Am heutigen Samstag soll der Lungenhochdruck-Patient nach der spektakulären OP namens pulmonale Endarterektomie auf die Normalstation verlegt werden. Kawolus ist stabil und munter, der Besuch von Frau und Kindern, Schwager und Schwägerin hat seine Laune zusätzlich gesteigert. Am Dienstag darf er schon versuchen, Treppen zu steigen, wenn das gelingt, steht seinem Transport zur Reha nach Blieskastel nichts mehr im Wege. Und während Professor Schäfers japanische Kollegen im fernen Osten in die hohe Kunst der Herzklappen-Rekonstruktion einweist, schläft Herr Kawolus in Homburg seiner Genesung entgegen. Er träumt dabei von Luna, der geliebten Bordercollie-Hündin, mit der er bald wieder um den Jägersburger Weiher tollen will.

 Der Patient und sein Arzt: Guido Kawolus vor der OP und sein Chirurg Hans-Joachim Schäfers.

Der Patient und sein Arzt: Guido Kawolus vor der OP und sein Chirurg Hans-Joachim Schäfers.

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Zur PersonHans-Joachim Schäfers, 57 Jahre alt, smart, cool und kahl. Gebürtig aus Lünen/Westfalen, die Nähe zu Dortmund begründet seine Liebe zum BVB. Trotzdem bezeichnet er nunmehr Homburg als seine Heimat. Studiert hat er in Essen und Toronto, Habilitation an der MH Hannover. Seit 1996 lebt Schäfers, verheiratet mit einer Musikerin und Vater von vier Kindern, als Direktor der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie in Homburg. Seine Treue zum Saarland ist bemerkenswert, denn ein Kaliber wie Schäfers, dem ein Chefarzt-Kollege "Gold an den Fingern" attestiert, könnte an den renommiertesten Kliniken der Welt arbeiten. Sein Spezialgebiet ist die Reparatur kranker Herzklappen . bb

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