Verurteilt, bedroht und genötigt

München · Uli Hoeneß wurde erpresst. Der Fall könnte den Anwälten des verurteilten Steuersünders zupass kommen, die gegen seine Unterbringung im Landsberger Gefängnis Beschwerde eingelegt haben.

Erst hatte der Steuersünder Uli Hoeneß Stress mit Finanzamt und Justiz, dann meldete sich ein Krimineller: Ein Ex-Häftling hat dem früheren FC-Bayern-Präsidenten kurz vor dessen Haftantritt gedroht, ihm im Gefängnis große Probleme zu bereiten - falls Hoeneß nicht zahle. Er werde im Gefängnis keine angenehme Zeit haben, soll der Erpresser geschrieben haben.

"Die Drohungen hatten schon Hand und Fuß", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Rosenheim. "Darum haben wir sie auch so ernst genommen." Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" wollte der Mann rund 200 000 Euro von Hoeneß haben, sonst werde die "Haftzeit kein Zuckerschlecken". Der Verfasser des mehrseitigen Erpresserschreibens gab an, er habe Einfluss auf den Haftverlauf - egal in welchem bayerischen Gefängnis Hoeneß einsitzen müsse.

Der Tatverdächtige, ein vorbestrafter 50-Jähriger, wurde bei der geplanten Geldübergabe am Samstag festgenommen. Die Polizei hatte laut "Süddeutsche" ein Päckchen, in dem sich das Lösegeld befinden sollte, in einem Mülleimer an einer Bushaltestelle im Münchner Stadtteil Sendling deponiert. Demnach fuhr ein Polizist mit dem Auto von Hoeneß vor, um den Erpresser zu täuschen. Bei dem Versuch, mit dem Fahrrad zu fliehen, stürzte der Erpresser und kam vorübergehend in ein Krankenhaus. Inzwischen sitzt er in Untersuchungshaft.

Auch wenn der Fall für Hoeneß glimpflich ausging, könnte er dennoch Wasser auf die Mühlen seiner Anwälte sein: Sie haben eine Unterbringung in einer anderen Justizvollzugsanstalt als der in Landsberg am Lech beantragt. "Wir wollen uns dazu nicht äußern", sagte sein Anwalt Steffen Ufer zwar gestern. Allerdings bestätigte er, dass es einen Antrag gibt. "Da läuft was." Über Details schwieg er. Ähnlich hält das auch die Staatsanwaltschaft München II. "Kein Kommentar zum Vollstreckungsverfahren", heißt es dort. Hintergrund des Antrags, über den der "Focus" und die "Süddeutsche Zeitung" berichtet hatten, dürfte vor allem der Tag der offenen Tür sein, den die JVA Landsberg Ende März veranstaltet hatte.

Damit wollte sie die Neugier von 150 Journalisten befriedigen, die wissen wollten, was auf den langjährigen Bayern-Präsidenten zukommt.

Wie seine karge Zelle aussehen wird, gegen die Hoeneß sein Anwesen am Tegernsee eintauschen muss, weiß seitdem ganz Deutschland. Auch sein künftiger Tagesablauf ist bekannt: Wecken um 5.50 Uhr, Arbeitsbeginn 7 Uhr, Mittagspause 11 bis 12 Uhr, dann wieder Arbeit, zwei Stunden Freigang am Nachmittag sind die Regel, "Generaleinschluss" in der Zelle ist um 19 Uhr. Sogar das, was er künftig essen und trinken wird, kann man nun nachlesen: Malzkaffee, Brot und Marmelade zum Frühstück, mittags Kartoffelsuppe, Schinkennudeln und Salat, abends Brot, Käse und Margarine.

Das habe Hoeneß' Privatsphäre verletzt, zitierten Medien seine Anwälte. Das sieht beispielsweise auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) so, der kurz nach dem Spektakel im Gefängnis anordnete, die Türen der JVA Landsberg künftig für die Medien verschlossen zu halten. Uli Hoeneß habe "das gleiche Anrecht auf Privatsphäre, und das soll auch sichergestellt werden", sagte die stellvertretende bayrische Regierungschefin Ilse Aigner (CSU).

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