Das bisschen Haushalt macht sich nicht allein

Münster/Halle · Für andere den Haushalt zu schmeißen, ist ein Job mit wenig Prestige. Doch in der Hauswirtschaft werden zuverlässige Allrounder gebraucht. Bereit, dafür einen angemessenen Preis zu zahlen, sind aber nur wenige.

Das bisschen Haushalt macht sich von allein, heißt es im Schlager. Von wegen! Wer gegen die Wäscheberge in einer Kleinfamilie kämpft oder gegen Staubmäuse in der Wohnung, für einen vollen Kühlschrank und gedeckten Tisch sorgt, weiß wie schwer und lästig das bisschen Haushalt in Wirklichkeit sein kann. Und der Bedarf nach Experten der Hauswirtschaft steigt, glauben Berufsverbände . Eine Studie des Zentrums für Sozialforschung in Halle betont ebenfalls: Bei steigender Frauenbeschäftigung und einer älter werdenden Gesellschaft braucht es immer mehr Profi-Hilfe im Privathaushalt. Ein Blick auf die Branche anlässlich des Welttages für Hauswirtschaft am heutigen Samstag zeigt aber auch: Viele Menschen könnten zwar durchaus Hilfe gebrauchen, verzichten aber oft darauf.

Die Branche kranke vor allem an mangelnder Bereitschaft, für professionelle und legale Hilfe einen entsprechenden Preis zu zahlen, so Ute Krützmann, Vorsitzende des Bundesverbandes für Hauswirtschaft . "Da hört man dann oft: Das hat Mutter doch früher nebenbei gemacht - da kommt mir 20 Euro die Stunde aber doch reichlich viel vor." Die Folge: Der Markt für Haushaltshilfen bleibt eine Nische, die einem überdimensionalen Schwarzmarkt gegenübersteht, ohne Steuern und Lohnnebenkosten . Dafür sind Hilfen weniger gut abgesichert.

Einer Erfassung des Allensbach-Instituts von 2010 zufolge nahmen etwa zwölf Prozent der deutschen Haushalte Dienstleistungen in Anspruch, zwei Drittel kauften diese illegal ein. Für diejenigen, die auf ihre Dienste zurückgreifen, sei es immerhin ein Stück gekaufte Freizeit, sagt Jutta Jetzke, Vorsitzende des Bundesverbands haushaltsnaher Dienstleistungen. Sie ist überzeugt: "Bei den meisten Leuten geht es nicht darum, dass sie sich das nicht leisten können, sondern, dass sie sich das nicht leisten wollen."

Aus der fehlenden Wertschätzung entsteht für die Hauswirtschaftsbranche ein Teufelskreis: "Das sind häufig Jobs, von denen man nicht leben kann", sagt Uta Krützmann - vor allem weil oft in Teilzeit gearbeitet werde. Für ausgebildete Hauswirtschafterinnen liegt das Einstiegsgehalt laut Tarifvertrag bei etwa 2000 Euro. Viele Kräfte sind jedoch ungelernt, gerade bei den Dienstleistungsunternehmen.

Am miesen Image versucht der Bundesverband Hauswirtschaft zu rütteln: "Es ist ein vielfältiger Beruf, in dem weitaus mehr gefragt ist als bloßes Putzhandwerk", wirbt die Vorsitzende Krützmann. An Hauswirtschaftsschulen würden Allrounder ausgebildet, die den Dienstleistungsgedanken verinnerlicht hätten und wüssten, wie wichtig Zuverlässigkeit sei. Solchen Mitarbeitern biete der Job Chancen. Die beiden Verbandsvorsitzenden hoffen auf einen Wandel in den Köpfen. "Ich sage unseren Mitarbeitern immer: Ihr seid die rettenden Engel - und genau so ist es. Für diese gesellschaftliche Anerkennung muss die gesamte Branche aber noch kämpfen", sagt Jetzke.

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