Spitzen-Satire auf den Polit-Alltag

Mainz · Mit derben Sprüchen, Intrigen und nutzlosen Kampagnen laviert sich der Bundestags-Hinterbänkler Hajo Eichwald durchs politische Berlin. Heute sendet das ZDF um 23 Uhr die erste Folge dieser bissigen Polit-Satire.

 Hajo Eichwald (Bernhard Schütz, Mitte) und sein Team (v.l.): Sebastian Grube (Leon Ullrich), Julia Schleicher (Lucie Heinze) und Berndt Engemann (Rainer Reiners). Foto: zdf/incoronato

Hajo Eichwald (Bernhard Schütz, Mitte) und sein Team (v.l.): Sebastian Grube (Leon Ullrich), Julia Schleicher (Lucie Heinze) und Berndt Engemann (Rainer Reiners). Foto: zdf/incoronato

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Staatstragend geht anders. "Ich bin so froh, dass ich die fette Sau nicht mehr sehen muss." Das sind die ersten Worte des Bundestagsabgeordneten (MdB) Hans-Josef (Hajo) Eichwald (Bernhard Schütz), während er sich aus seinem Dienstwagen schält. Gemeint ist ein Abgeordneten-Kollege, der kurz zuvor gestorben ist. Diese Szene ist der Auftakt der vierteiligen Polit-Satire "Eichwald MdB", deren erste Folge ("Der Konkurrent") heute um 23 Uhr im ZDF-Hauptprogramm ausgestrahlt wird.

Eichwald ist ein Parlamentarier der alten Schule, der die Bonner Jahre noch erlebt hat, seit ewigen Zeiten Direktkandidat im Wahlkreis Bochum II ist und im Berliner Betrieb fremdelt. Die politischen Ideale hat der Endfünfziger längst abgelegt. Von einer Bloggerin muss sich der Hinterbänkler vorwerfen lassen, er sei "mechanisch, lethargisch, uninspiriert und das politische Äquivalent zu einem Koma-Patienten". Für den verstorbenen Abgeordneten rückt der ebenfalls aus Bochum stammende Uwe Bornsen (Robert Schupp) nach. "Verfickte Scheiße" kommentiert Eichwald diese Personalie mit seinem Lieblings-Fluch. Und er ist in höchstem Maße alarmiert: "Von jetzt an wird der jede freie Minute darauf verwenden, von seinem verschissenen Listenplatz wegzukommen und sich mein Direktmandat zu krallen."

Daher scheucht er seine sympathisch-chaotische Gurkentruppe - Büroleiterin Julia Schleicher (Lucie Heinze), den langjährigen wissenschaftlichen Mitarbeiter Berndt Engemann (Rainer Reiners) und Referent Sebastian Grube (Leon Ullrich) -, um dem Neuen das parlamentarische Leben möglichst schwer zu machen. Bei Waldmeister-Wackelpudding wird die Strategie beraten. "Irgendwas mit Nutten oder 'ne Affäre, aber dann mit 'ner richtig Hässlichen."

Doch wie so vieles bei Eichwald geht auch diese Intrige gewaltig daneben. Er schlängelt sich vier Folgen lang mit sicherem Instinkt für Fettnäpfchen durch das politische Berlin. Mit sozialen Medien wie Facebook , Twitter oder Tumblr fremdelt er gewaltig. Öfter muss er sich von seiner Fraktionsvorsitzenden Birgit Hanke (Maren Kroymann ) zusammenfalten lassen und einmal sogar um sein Mandat fürchten. Während einer Dienstreise nach Rio de Janeiro locken ihn die Happy Hour mit halbierten Getränkepreisen in eine Bar mit offensichtlich angeschlossenem Bordellbetrieb - fotografiert von einem "Bild"-Leserreporter ("Sind die denn jetzt überall?"). Der Geschiedene muss sich zuhause vor einer moralisierenden Gender-Übermacht aus Politik und Presse winselnd in den Staub werfen und versuchen, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen - auch wenn ihm das wegen eines alkoholbedingten Filmrisses nicht leicht fällt. Selbst der Mandatsverzicht misslingt, weil der Bundestagspräsident gerade eine Behindertengruppe zu Besuch hat. "Noch nicht mal richtig hinschmeißen kann man hier in diesem Kackladen."

Das ist gut so. Dann besteht Hoffnung auf mehr "Eichwald MdB". Die drei weiteren Folgen sendet das ZDF am 1. Juni ab 23.55 Uhr im Block. Warum die Mainzer diesen Satire-Saphir so verschämt verstecken, bleibt ein Rätsel. Vielleicht war er einigen zu "kackfrech", wie Hajo Eichwald sagen würde.

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