Reden ist mehr als Gondwana

Die Landesregierung zieht in den Prozesskrieg gegen den Gondwanapark-Betreiber Matthias Michael Kuhl. Ob zu spät, darüber mag die Opposition streiten. Wichtig ist: Das Land tut es. Denn der Schritt, so bitter er sein mag, zieht endlich einen Schlussstrich unter eine vertrackte Beziehung.

Sie belastete den Standort Reden , der dadurch nie zur Ruhe kam. Vorwürfe und Konflikte waren der Indikator dafür, dass die Regierung wie auch der "Leitinvestor" Kuhl ihre Partnerschaft mit massiv falschen Erwartungen gestartet hatten.

Das Land glaubte, einen millionenschweren Freizeitpark-Profi an der Angel zu haben, Kuhl seinerseits wähnte sich an einem paradiesischen Zukunftsstandort. Doch der überforderte Rechtsanwalt brachte Gondwana nicht hoch, die Politik ihrerseits schob den Standort nur halbherzig voran. Zwar wurde eine hochwertige Infrastruktur geschaffen, doch in die Belebung investierte man zu wenig Kreativität. Mal war die Rede vom "Garten Reden ", mal vom "außerschulischen Lernort". Konkret passiert ist nicht viel. Kurz: Mit Ruhm bekleckert haben sich beide Partner nicht. Und trotzdem hat sich Reden etabliert und stabilisiert, wird angenommen. Die Standort-Belebung hängt nicht mehr allein ab von Erfolg oder Misserfolg von Gondwana. Das erklärt, warum das Land im aktuellen Konflikt Stärke zeigen kann.

Bereits 2010 hatte Kuhl mit Schließung gedroht und dem Land damit "Gondwana II" abgerungen. Die Erweiterung sollte mehr Besucher bringen. Diese Rechnung ging nicht auf - und also drängt Kuhl jetzt wieder auf Unterstützung. Das hat Methode. Man ahnt ein Fass ohne Boden und weiß jetzt mit Sicherheit: "Gondwana II" war ein untauglicher Rettungsversuch. Eine Wiederholungstat wäre unverantwortlich. Offensichtlich lässt sich das "Prähistorium" nicht wirtschaftlich führen, jedenfalls nicht von Kuhl. Deshalb ist es richtig, wenn ausstehende Zahlungen eingeklagt werden, selbst auf die Gefahr hin, dass man Kuhl vom Standort vertreibt oder das Klima vor Ort vergiftet.

Gemeinsam entwickelte konstruktive Lösungen für den Weiterbetrieb von Gondwana dürfte es keine mehr geben. Die Integration von Gondwana in den erst kürzlich ausgerufenen "Standort der Möglichkeiten" wird kaum gelingen. Gondwana wird zukünftig wohl ein isoliertes Leben in Reden führen. Ein Fiasko?

Nein. Denn das Friedhofs-Szenario von einst gibt es nicht mehr: Reden kann auch ohne Kuhl leben. Womöglich sieht sich das Land sogar mehr denn je am Ehrgeiz gepackt, Reden zum Erfolg zu machen. Dann hätte die Eskalation Gutes. Genau das, was Kuhl immer forderte: Dass nicht er allein Motor sein muss. Dann könnte er bleiben, denn vom blühenden Garten Reden profitierte auch sein Gondwana .

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