Gefährliches Spiel

Die Liga des Fußball-Weltmeisters boomt - und steht zum Saison-Auftakt vor einer Gretchenfrage: Kann diese Entwicklung jedes Jahr gutgehen? Immer mehr, immer teurer, immer edler? Scheint so. Der Dauerkarten-Absatz läuft blendend, sogar der Neuling Paderborn hat 9500 Stück verkauft.

Auch wenn der Zuschauerrekord aus 2012/13 nicht mehr fallen kann, weil einige Stadien zu klein sind: Die Fußball-Fans scheinen heiß auf eine Saison, in der 15 Weltmeister in deutschen Arenen auflaufen. Doch wie lange sind sie das noch? Wie lange finden sie die Liga spannend?

Zuletzt war sie das nicht. Vor zwei Jahren gewann Bayern den Titel mit 25 Punkten Vorsprung, in der vergangenen Saison waren es 29 Punkte. Da richten sich viele (falsche?) Hoffnungen auf Dortmund , den größten Konkurrenten des Rekordmeisters. Auch der Ruhr-Verein hat aufgerüstet. In der Kasse klingeln so viele Millionen, dass Bayern-Chef Rummenigge glaubt, sticheln zu müssen. Doch auch wenn sich die Vereinsbosse harsche Wortduelle liefern: Spannender macht das die Liga nicht .

Was bleibt, ist die Hoffnung auf müde Bayern-Beine wegen der WM. Vor allem bei Leverkusen, Schalke und Wolfsburg. Dennoch scheinen diese Klubs so weit weg vom Titel wie der 1. FC Saarbrücken von einer Teilnahme in der Champions League. Daran wird sich auch so schnell nichts ändern, nimmt man die finanziellen Mittel als Maßstab. So hat Dortmund gerade zwei neue Großaktionäre gewonnen. An der FC Bayern AG sind drei Dax- Unternehmen beteiligt. Allein dadurch kassiert jeder der beiden Großen mehr als 110 Millionen Euro. Satte Einnahmen, die aber die Kluft zu den übrigen Klubs weiter wachsen lassen - was wiederum die Spannung in der Liga nicht unbedingt erhöht.

Diese Lücke wird auch künftig nicht kleiner werden, denn die Deutsche Fußball-Liga will das Premium-Produkt Bundesliga auch im Ausland besser verkaufen. Und dort vermarkten sich Top-Vereine wie Dortmund und Bayern eben besser als Paderborn und Freiburg. Ab 2015 wird der US-Sender Fox Bundesligaspiele live zeigen. Bis zu 90 Millionen Haushalte können dann in den USA zuschauen. Der Markt in Asien ist sogar noch größer. Zurzeit liegt die Bundesliga mit 72 Millionen Euro Auslandsumsatz deutlich hinter der englischen Premier League (600 Millionen), der spanischen Primera Division (150) und der italienischen Serie A (117).

Gute Perspektiven also? Eher nicht. In England dauert ein Spieltag gern mal fünf Tage, mit acht verschiedenen Anstoßzeiten - da pfeift der Kommerz das Match. Dieses Zerfleddern ist der Feind des Fans. Die Liga muss aufpassen, dass sie Geld-Interessen nicht über Fan-Interessen stellt. Sonst kann es mit dem Boom vorbei sein - nicht sofort, aber auf Dauer schon.

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