Hängepartie bei Karstadt dauert an

Essen · Bei Karstadt müssen die Beschäftigten weiter auf Antworten zur Sanierung warten. Der Aufsichtsrat wartet erst die Zustimmung des Kartellamts zur Übernahme des Warenhaus-Konzerns ab.

Für die Beschäftigten des Karstadt-Konzerns sind es bange Tage. Eigentlich sollte bereits morgen über ihre Zukunft entschieden werden. Dann sollte der Aufsichtsrat über ein Sanierungskonzept beraten. Doch die Stühle im Konferenzraum bleiben leer: Das Kontrollgremium habe die Sitzung abgesagt, teilte Karstadt gestern mit. Ein neuer Termin stehe noch nicht fest.

Das Problem: Das Bundeskartellamt hat die Übernahme der angeschlagenen Warenhauskette durch die Signa-Gruppe des österreichischen Immobilieninvestors René Benko noch nicht freigegeben. Außerdem müssten mit dem Besitzerwechsel auch die Vertreter des früheren Eigentümers Nicolas Berggruen im Aufsichtsrat durch Vertreter Benkos ersetzt werden. Aufsichtsratschef Stephan Fanderl betont: "Wir werden die Sanierung der Karstadt Warenhaus GmbH zügig und entschlossen angehen. Aber wir können der Entscheidung der Kartellbehörde nicht vorgreifen."

Erst vergangenen Freitag war die Übernahme der 83 Karstadt-Warenhäuser sowie der Beteiligung an den Premiumhäusern und 28 Sporthäusern durch Benkos Signa-Holding bekannt geworden. Am gleichen Tag war die Übernahme auch beim Bundeskartellamt angemeldet worden, bestätigte ein Behördensprecher. Nun hat die Behörde bis zu einem Monat Zeit für die Prüfung.

Nur wenige Tage nach dem Einstieg Benkos bei Karstadt kam es am Montag auch zu ersten Veränderungen in der Führungsspitze der Warenhauskette. Arbeitsdirektor Kai-Uwe Weitz, der Karstadt nach dem überraschenden Weggang von Eva-Lotta Sjöstedt zusammen mit Finanzvorstand Miguel Müllenbach leitete, verlässt den Konzern. Seine Aufgaben werden vorläufig von Müllenbach mit übernommen.

Benko will die angeschlagene Warenhauskette nach einem Bericht des "Handelsblatts" innerhalb von ein bis zwei Jahren sanieren. Erst im Geschäftsjahr 2016/2017 erscheine "erstmals ein positives Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit als realistisch", heißt es im Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2012/2013. Benkos Rettungsplan sieht vor, anhaltend verlustreiche Karstadt-Häuser zu schließen. Attraktive Standorte sollten in Einkaufsmeilen mit Markenhändlern verwandelt werden. Der Konzern selbst solle saniert werden - mit neuer Organisation und Informationstechnik, hieß es in der Zeitung.

Die Gewerkschaft Verdi warnte Benko allerdings vor übereilten Entscheidungen. "Karstadt hat derzeit andere Probleme als zu viele Häuser", sagte der Verdi-Vertreter im Karstadt-Aufsichtsrat, Arno Peukes, der "Berliner Zeitung". Zuallererst müsse Benko ein vernünftiges Konzept auf den Tisch legen.

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