Sportwetten Die Macht der Sportwettenanbieter im deutschen Profifußball

Sportwetten sind längst salonfähig geworden und in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die internationale Liberalisierung des Sportwetten- und Glücksspielmarktes schreitet stetig voran, auch wenn sich Deutschland bisher rein rechtlich mit dieser Entwicklung noch ein wenig schwertut.

 Sportwetten sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Präsenz der Sportwettenanbieter nimmt permanent zu.

Sportwetten sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Präsenz der Sportwettenanbieter nimmt permanent zu.

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Die Sportwettenanbieter hingegen nutzen jede rechtliche Grauzone, um ihre Macht speziell im deutschen Profifußball zu vergrößern. Als Sponsoren sind sie kaum mehr wegzudenken. Prominente Gesichter fungieren als Markenbotschafter und verhelfen den Sportwettenanbietern zum Siegeszug.

Sportwetten in Deutschland - staatlich vs. privat

Nicht allzu viele Jahre ist es her, da waren Sportwettenanbieter als Sponsoren für deutsche Profifußballvereine nicht gern gesehen. Ihre Marken wurden schnell mit negativen Aspekten wie Glücksspielsucht und illegalen Machenschaften assoziiert. Hinzu kam die extrem verworrene Rechtslage in Deutschland, die eine Kooperation von Anfang an unter einen schwierigen Stern stellte.

Doch die Welt der Sportwetten wurde immer größer und fand ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft. In regelmäßigen Abständen gründeten sich weitere private Wettanbieter und drängten auf den Glücksspielmarkt. Sie streiten auf dem hart umkämpften Markt um die Gunst der Kunden. Der Staat und die staatliche Glücksspielindustrie wollten ihre Monopolstellung jedoch schützen und stellten sich mit aller Macht gegen die privaten Anbieter von Sportwetten.

Der deutsche Glücksspielstaatsvertrag sollte den Online-Markt regulieren und die Kontrolle beim Staat behalten. Das Bundesland Schleswig-Holstein scherte jedoch aus, unterzeichnete den Glücksspielstaatsvertrag nicht und vergab eigenständig Glücksspiellizenzen. Die Folge ist ein unübersichtlicher und hart umkämpfter Sportwetten- und Glücksspielsektor.

Sportwetten liegen aber im Trend . Die potenziellen Wetter werden heutzutage vor eine schier unendliche Auswahl an Anbietern, Bonusangeboten und Wettmöglichkeiten gestellt, was die richtige Wahl des Wettanbieters extrem verkompliziert. Daher ist es nicht verwunderlich, dass in Deutschland die meisten wettfreudigen Menschen auf die deutschsprachigen Anbieter zurückgreifen.

Das liegt unter anderem an:dem deutschsprachigen und ständig erreichbaren Kundenserviceder Übersichtlichkeit der deutschen Online-Portaledem auf das Interesse der Deutschen extra zugeschnittenen Wettangebotder vermeintlich größeren rechtlichen Sicherheit bei Ein- und Auszahlungen

Video: Die besten Sportwettenanbieter im Internet

Rechtliche Grauzonen als zusätzliche Schwierigkeit

Zu den von der Landesregierung Schleswig-Holstein erteilten Glücksspiellizenzen kam eine weitere Schwierigkeit, die letztendlich für die fortschreitende internationale Liberalisierung des Sportwetten- und Glücksspielsektors verantwortlich ist. Die sich in Teilen widersprechenden Regulierungen des Glücksspiels von national staatlichen Gesetzen und den Richtlinien der EU eröffneten den privaten Anbietern rechtliche Grauzonen, die ihre Ausbreitung auf dem gesamteuropäischen Markt ermöglichten.
Zudem sind die politischen Interessen wahrscheinlich nirgendwo so hin- und hergerissen wie auf dem Glücksspielmarkt:Zum einen ist der Staat daran interessiert, seine Bevölkerung vor den Gefahren von Glücksspielsucht zu schützen und Sucht-Prävention zu betreiben .Zum anderen generiert der Staat ungeheure Steuereinnahmen durch den stetig wachsenden Markt.Daraus resultiert eine gewisse Bekämpfungshemmschwelle, wodurch das Zustandekommen von rechtlichen Klarheiten erschwert wird.

Liberalisierung des Glücksspielmarkts

Die privaten Sportwettenanbieter haben den Wettmarkt mittlerweile übernommen. Die Branche setzt pro Jahr über 500 Milliarden Euro um. Jährlich profitiert das Gesamtvolumen von einem 15- bis 20-prozentigen Wachstum. Einige europäische Länder haben die Marktentwicklung akzeptiert und reagieren mit einer Liberalisierung des Glücksspielmarktes.

So hat zum Beispiel Dänemark eine Liberalisierung von Wettanbietern und Glücksspielbetreibern eingeleitet. Anstatt sich gegen die scheinbar unaufhaltbare Welle der privaten Anbieter zu stellen, versucht die dänische Regierung mit ihr zu arbeiten und sich so zahlreiche Vorteile zu sichern.

Zum einen wird so der erhebliche Verlust bei dem Umfang der Steuereinnahmen ausgebremst, zum anderen kann die dänische Regierung medien- und gesellschaftswirksam soziale Gesichtspunkte wie den allgemeinen Verbraucherschutz, Verhinderung der Teilnahme von Minderjährigen, Bekämpfung von Spielsucht und weitere Aspekte in den Vordergrund stellen.

Sponsoren und Markenbotschafter

Denn die Rolle und Funktion von Sportwettenanbietern und ihre daraus resultierende Macht sind nicht zu unterschätzen. Dadurch, dass Sportwetten nicht mehr verpönt, sondern auch in der gesellschaftlichen Mitte äußerst beliebt sind, zieren sich die Profivereine aus den internationalen, aber speziell auch aus der deutschen Bundesliga nicht mehr vor einer für beide Seiten gewinnbringenden Kooperation.

Werbung von Sportwettenanbietern auf dem Trikot

Diese Entwicklung haben auch der DFB und die DFL erkannt und pochen auf eine Glücksspiel-Reform des sowieso schon in der Kritik stehenden Glücksspielstaatsvertrags. Einer der Hauptkritikpunkte ist zum Beispiel die Werbung von Sportwettenanbietern auf dem Trikot. Diese ist bisher nur im Profi-Fußball erlaubt. Den Vereinen aus dem Amateur-Bereich hingegen ist es verboten, mit einer derartigen Trikotwerbung aufzulaufen. Ein weitreichender Missstand, betrachtet man die gesteigerten Umsätze in der Sportwettbranche, von denen daher nur die Vereine aus dem Profibereich profitieren.

Werbebanden rund um das Spielfeld

Ein Blick in die Bundesliga-Stadien reicht, um das stetig wachsende Ausmaß der Werbepartnerschaften zwischen den Vereinen und Sportwettenanbietern zu erkennen. Die Fußballstadien sind überflutet von Werbungen der Buchmacher. Sei es auf den Werbebanden rund um das Spielfeld, auf der Brust des Spielers als Trikotwerbung oder gar im Stadionnamen des Lieblingsteams, die Präsenz ist allgegenwärtig.
Diese Präsenz lassen sich die Profivereine jedoch auch fürstlich entlohnen, wodurch die Sponsorengelder mittlerweile zu einer der Haupteinnahmequellen für die Vereinskosten wie zum Beispiel den Spieleretat geworden sind. Die Sportwettenanbieter fungieren deshalb bei vielen Vereinen als sogenannter "Premiumpartner".

Deshalb sind lukrative Vertragsverlängerungen oder Neuverträge mit den Werbepartnern auch mittlerweile großartige Vereinsnachrichten und dürften nicht nur die Aktionäre des Vereins interessieren. So konnte zum Beispiel der Bundesligist 1. FC Köln mit der Fortsetzung der Kooperation mit dem Online-Sportwettenanbieter Betsafe bis Sommer 2019 eine wichtige Weiche Richtung Zukunft stellen.

Markenbotschafter Oliver Kahn

Um ihre Rolle als Premiumpartner noch mehr zu festigen, werden ebenfalls häufig prominente Gesichter als Markenbotschafter engagiert. So geschehen zum Beispiel bei dem Sportwettenanbieter Tipico und ihrem bekannten Botschafter Oliver Kahn . Fußball und Sportwetten gehören mittlerweile zusammen. Angesichts der finanziellen Vorteile für beide Seiten wird dieses Engagement zukünftig eher intensiviert denn vernachlässigt. Ob dies gut oder schlecht ist, hängt von der Perspektive ab.

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