Berlin hilft Tunesien gegen Terroristen

Sousse · Der Terror ist für Tunesien eine gewaltige Herausforderung. Allein wird das Land kaum in der Lage sein, den Extremismus zu bekämpfen. Deutschland, Frankreich und Großbritannien sagen Unterstützung zu.

Nach der Ermordung von 38 Touristen in Tunesien haben Deutschland, Frankreich und Großbritannien dem Land Hilfe im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus versprochen. "Wir sind hierhergekommen, um Solidarität zu zeigen mit dieser jungen und immer noch verletzlichen Demokratie", sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU ) gestern in Sousse . Mehrere mutmaßliche Unterstützter des von Sicherheitskräften erschossenen Täters wurden festgenommen.

Unter den Todesopfern sind nach neuen Angaben des Auswärtigen Amtes mindestens zwei Deutsche. Bei dem ersten handelte es sich um einen Tui-Kunden, bestätigte der Reiseveranstalter Tui. Zudem wurde eine deutsche Frau verletzt.

Ein tunesischer Student hatte am Freitag in Sousse 38 Menschen erschossen, bevor er selbst getötet wurde. Die Identifizierung der Opfer geht nur schleppend voran. Mindestens 18 Tote stammen nach britischen Angaben aus Großbritannien. Medien berichteten sogar, 30 Briten seien getötet worden.

Die tunesische Polizei meldete gestern die Festnahme mehrerer Verdächtiger. Die Sicherheitskräfte würden jeden verfolgen, der in das Attentat verstrickt sei, sagte Innenminister Mohamed Najem Gharsalli in Sousse . Einzelheiten nannte er nicht, auch nicht die Zahl der Festgenommenen. Bereits am Sonntag hatte Gharsalli erklärt, Tunesien wolle mit harter Hand gegen Terroristen vorgehen und 1000 zusätzliche Sicherheitskräfte zum Schutz von Urlaubern einsetzen.

De Maizière besuchte in Sousse zusammen mit seinen Kollegen aus Tunesien, Frankreich und Großbritannien den Tatort, wo sie Blumen niederlegten. "Wir sind entschlossen zu zeigen, dass Freiheit stärker ist als Terrorismus ", sagte der CDU-Politiker. Deutschland unterstütze die Maßnahmen Tunesiens zum Schutze der Touristen . "Wir wissen um die Bedeutung des Tourismus für Tunesien, haben aber auch Verantwortung gegenüber dem Schutz deutscher Staatsbürger", sagte de Maizière. Deutschland gebe seine Reiseempfehlungen "verantwortungsvoll und umsichtig."

Nach dem Anschlag in Tunesien ändern laut Tui zahlreiche deutsche Urlauber ihre Reisepläne. Deutschland rät nicht generell von Reisen nach Tunesien ab, empfiehlt aber Besuchern "besondere Vorsicht". Deutschland und Großbritannien wollen ihre Reiseempfehlungen in den nächsten Tagen gemeinsam überarbeiten.

Es ist der zweite Tunesien-Besuch de Maizières in diesem Jahr. Vor drei Monaten nahm er an einem Trauermarsch für die Opfer des Terroranschlags auf das Bardo-Nationalmuseum teil. Extremisten hatten dort am 18. März mehr als 20 Menschen getötet. Die meisten waren ausländische Urlauber . Deutschland hilft Tunesien bereits bei der Weiterbildung der Sicherheitskräfte und lieferte unter anderem Wärmebildkameras und Schutzwesten zur Sicherung der Grenzen.

Die britische Innenministerin Theresa May betonte in Sousse : "Wir werden gemeinsam daran arbeiten, unsere Werte zu verteidigen." Der britische Premier David Cameron bezeichnete die Extremisten der Miliz Islamischer Staat als "existenzielle Gefahr". Unterstützer des IS hatten sich zu dem Angriff in Sousse bekannt.

Tunesien hat seit dem Sturz des Langzeitherrschers Zine el Abidine Ben Ali 2011 mit islamistischen Fanatikern zu kämpfen. Regelmäßig kommt es zu Gewalt zwischen Dschihadisten und den Sicherheitskräften. Aus dem kleinen Land sollen zudem mehr als 3000 Menschen als Kämpfer in den "Dschihad" nach Syrien und in den Irak gezogen sein.

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Auf einen BlickDer Attentäter des jüngsten Anschlags in Frankreich leugnet einen religiösen Hintergrund seiner Tat. Während der Befragung in Paris habe Yassin S. einen entsprechenden Zusammenhang verneint, berichteten französische Medien übereinstimmend. Der 35-Jährige hatte zwei Fahnen mit dem muslimischen Glaubensbekenntnis neben seinem Opfer platziert. Nach der Attacke am Freitag rief er "Allahu-akbar" ("Allah ist am größten"). Yassin S. war auf dem Gelände eines Werks für Industriegase in Saint-Quentin-Fallavier bei Lyon bei dem Versuch überwältigt worden, eine Explosion herbeizuführen. Zuvor soll er seinen Chef getötet und enthauptet haben. dpa

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