Junge CSU-Politiker auf den Spuren von Strauß

Rott am Inn · Sie nennen sich „Konservativer Aufbruch“ – eine Gruppe jüngerer CSU-Mitglieder, die ihre Partei wieder „auf Kurs“ bringen wollen. Die erste Kundgebung hielten sie an einem für die CSU wichtigen Ort ab.

Natürlich ist der Ort mit Bedacht gewählt. Und natürlich empfinden ihn manche in der CSU als Provokation. Quasi einen Steinwurf von der Gruft von CSU-Übervater Franz Josef Strauß entfernt hat sich am Montagabend eine Gruppe von Leuten getroffen, die sich "Konservativer Aufbruch" nennt - erstmals zu einer öffentlichen Kundgebung, misstrauisch beäugt von Parteichef Horst Seehofer . In einem Nebenzimmer des Landgasthofs "Stechl" in Rott am Inn sitzen sie nun. Etwa 30 Gäste sind gekommen.

"Echte CSU-Politik statt Anpassung an den rot-grünen Zeitgeist" - das ist der Kern der Forderungen der Gruppe, die sich im Juni gegründet hat. Und darüber wollen sie an diesem Abend diskutieren. Kaum einer im Saal nennt Seehofer beim Namen. Und doch machen viele den Parteichef verantwortlich für Entwicklungen und Kursänderungen, die sie an der CSU beklagen: "Wir haben das Gefühl, dass die Verlässlichkeit der CSU in den letzten Jahren leider etwas verloren gegangen ist", sagt einer der Sprecher der Initiative, Lars Bergen. Ein CSU-Mann aus Chieming schimpft: "Die Parteiführung hat ein Rückgrat wie eine Gummischnur."

Die Gründer des "Konservativen Aufbruchs", allesamt jüngere und bislang unbekannte Leute, wollen die CSU wieder auf den richtigen Kurs bringen. Beziehungsweise auf den Kurs, den sie für den richtigen halten. "Wir müssen aufpassen, dass unsere CSU diesem linken und linkslastigen Abwärtstrend der CDU nicht folgt. Sonst ist unsere CSU , an der uns viel hängt, in der Gefahr, nicht mehr Volkspartei sein zu können", betont Mitinitiator David Bendels.

Konkret fordern die Initiatoren etwa einen harten Kurs gegenüber abgelehnten Asylbewerbern: nämlich deren sofortige Abschiebung. Sie sind gegen das achtjährige Gymnasium. Sie wollen, dass sich Leistung steuerlich wieder lohnt. Sie sind für einen harten Kurs in der Euro-Politik. Sie wehren sich dagegen, die Energiewende zu überstürzen. Sie sind strikt gegen eine Aufweichung der Regeln zur doppelten Staatsbürgerschaft. Und sie fordern, dass Ehe und Familie ganz klar Vorrang haben vor alternativen Lebensformen.

80 Prozent davon finde sich doch bereits im CSU-Programm, meint Ex-Wissenschaftsminister Thomas Goppel , der als Gast da ist. Der CSU-Vorsitzende von Rott , Sebastian Mühlhuber sagt: "Wir müssen es schaffen, unseren Vorturnern zu sagen: Lest halt noch mal unser Programm durch." Einig sind sich alle, dass niemand der CSU den Rücken kehren will. Der "Konservative Aufbruch" wolle eine integrative Kraft sein, damit es - wie Strauß einmal verlangt hatte - rechts von der CSU keine demokratisch legitimierte Partei mehr geben könne.

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