Flüchtlinge dürfen an Land

Kuala Lumpur · Sie treiben seit Wochen auf dem Meer, nun dürfen die Rohingya-Flüchtlinge hoffen: Indonesien und Malaysia lassen sie an Land gehen. Doch wer nimmt die Verfolgten langfristig auf?

Lichtblick für die verzweifelten Bootsflüchtlinge in Südostasien: Rund 7000 entkräftete Menschen, die teils seit Wochen im Meer driften, dürfen nun doch an Land - wenn es denn ihre Schiffe an die Küsten Malaysias und Indonesiens schaffen. Beide Staaten gaben ihre Blockadepolitik gestern auf. Das UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, die Internationalen Organisation für Migration (IOM) und die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch HRW begrüßten diese Entscheidung.

Malaysias Außenminister Anifah Aman sagte nach einem Gespräch mit Kollegen aus Indonesien: "Wir werden ihnen vorübergehend Unterschlupf gewähren - vorausgesetzt, die internationale Gemeinschaft sorgt innerhalb eines Jahres dafür, dass sie anderswo angesiedelt werden." Aktiv nach den Verzweifelten suchen wollen die Küstenwachen der Länder nicht, sagte Anifah. Die Hilfe gilt nur für die, die es aus eigener Kraft an die Küste schaffen.

"Das ist ein wichtiger erster Schritt bei der Suche nach einer Lösung dieses Problems, und entscheidend für das Retten von Leben", erklärte das UNHCR. Nunmehr müssten die Flüchtlinge "ohne Verzögerung" an Land gebracht und versorgt werden. Der stellvertretende Asien-Direktor von HRW, Phil Robertson, begrüßte das Umdenken Malaysias und Indonesiens, kritisierte aber die starre Haltung Thailands. "Hoffentlich ist dies nur ein vorübergehender Fehler der thailändischen Führung", sagte er. IOM-Generaldirektor William Lacy Swing lobte die "humanitäre Entscheidung" und drängte zu sofortigen Rettungs- und Hilfsmaßnahmen für die Flüchtlinge , die noch in ihren Booten auf See seien.

Gestern retteten Fischer in Indonesien mehr als 370 teils ausgemergelte Menschen. Sie kamen in der Meerenge zwischen Indonesien und Malaysia an Land, in Julok an der Straße von Malakka. Unter ihnen waren viele Frauen und teils sehr geschwächte Kinder. Die meisten Flüchtlinge stammen aus Myanmar. Sie sind Angehörige der dort verfolgten muslimischen Minderheit der Rohingya. Myanmars Außenministerium versprach zwar erstmals "humanitäre Hilfe für unschuldige Opfer von Menschenschmugglern" auf See. Eine Änderung der diskriminierenden Politik stellte es aber nicht in Aussicht. Die Oppositionspartei NLD von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi betrachtet die Rohingya als illegale Einwanderer aus dem Nachbarland Bangladesch - so wie die Regierung und der überwältigende Teil der überwiegend buddhistischen Bevölkerung auch. Trotz scharfer Kritik von Menschenrechtlern hat Suu Kyi es bislang vermieden, sich für die Rohingya einzusetzen. "Es ist Sache der Regierung, sich um das Thema zu kümmern. Sie sollten besser die Regierung fragen", sagte sie Reportern am Dienstag in der Hauptstadt Naypyidaw.

In Myanmar wird in diesem Jahr gewählt. Analysten trauen Suu Kyi den Wahlsieg zu. Wer aber für Rohingya eine Lanze bricht, muss mit schweren Stimmeinbußen rechnen.

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