AfD will sich in Hannover feiern

Hannover/Berlin · Die AfD sonnt sich im Glanz der Zahlen. Auf zehn Prozent kommt sie aktuell laut einer Umfrage. Auch der Mitgliederschwund konnte gestoppt werden. AfD-Chefin Petry scheint deshalb vor dem Parteitag in Hannover unangefochten. Aber das muss nicht so bleiben.

Es ist noch keine fünf Monate her, da schien die Alternative für Deutschland (AfD) am Ende. Mit dem Austritt ihres Gründers Bernd Lucke verlor sie auf dem Essener Parteitag im Juli ihren wirtschaftsliberalen Flügel und geriet immer mehr ins rechtspopulistische und nationalkonservative Fahrwasser. Doch dann kam die Flüchtlingskrise - und mit ihr die rasante Wiederauferstehung der AfD: Mitte November verortet eine Umfrage sie erstmals "als drittstärkste Partei". Nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts INSA liegt die AfD ebenso plötzlich wie passend für ihren Bundesparteitag an diesem Wochenende in Hannover bei 10,5 Prozent.

Doch an dem Umfrageergebnis gibt es auch Zweifel: So ist INSA nicht nur das einzige Institut, das die AfD bundesweit im zweistelligen Prozentbereich sieht. Darüber hinaus wird auch INSA-Chef Hermann Binkert von mehreren Medien eine Nähe zur AfD attestiert. Gegenüber dem "Spiegel" bestätigt Binkert, dass die AfD ihm zwischenzeitlich sogar den Landesvorsitz in Thüringen angeboten habe.

Den AfD-Mitgliedern ist dies egal. Für sie ist wichtig, dass sie mit ihrer offen ablehnenden Haltung in der Flüchtlingspolitik einem relevanten Teil der Wähler zu gefallen scheint. Und mehr noch: Mit rund 19 000 Mitgliedern hat die Partei auch hier zahlenmäßig das Tief nach dem Austritt von Lucke überwunden. Der Jubel und Optimismus ob der Zahlen ist offenkundig. In diese Kerben wird die AfD um ihre Vorsitzende Frauke Petry bei ihrem Parteitag in Hannover schlagen.

Offene Konflikte und Flügelkämpfe sind in Hannover kaum zu erwarten, zumal weder Vorstandswahlen noch Programmdebatten auf der Tagesordnung stehen. Neben Satzungsänderungen, wo es etwa um eine ein- oder mehrköpfige Führung geht, wollen die 600 stimmberechtigten Delegierten über zwei Resolutionen abstimmen: das alte AfD-Thema Euro und das neue, viel Erfolg versprechendere: Asyl und Flüchtlinge.

Denn als bislang einzige Partei hat die AfD von der vermeintlich verbreiteten Angst in der Bevölkerung vor Überfremdung durch den Flüchtlingszuzug profitieren können. Vor allem Wähler der Union dürften zu den Rechtskonservativen gewandert sein. Diese neuen Unterstützer wollen und sollen nun bedient werden.

Petry und ihre Unterstützer positionieren sich schon lange rechts von CDU und CSU . Im AfD-Thesenpapier "Herbstoffensive" heißt es, Deutschland müsse bei der Flüchtlingsaufnahme "unverzüglich eine politische Wende vollziehen, um die sich abzeichnende Katastrophe zu verhindern". Das Asylrecht müsse deshalb kritisch überprüft und Grenzen wieder dicht gemacht werden.

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