Streit um Studie über Sinti und Roma

Hamburg/Berlin · Ein Großteil der Deutschen habe Vorurteile gegen Sinti und Roma – so der Tenor, mit dem eine Studie vor kurzem vorgestellt wurde. Das war offenbar falsch interpretiert.

Über eine Studie zur Einstellung der Bevölkerung gegenüber Sinti und Roma gibt es offenbar Diskussionsbedarf. Wie das Magazin "Der Spiegel" berichtet, distanzieren sich die Forscher, die die Studie im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes erarbeitet haben, von der Präsentation der Ergebnisse Anfang September. Wie der "Spiegel" weiter schreibt, hätten die Wissenschaftler das Vorwort nicht selbst verfasst. Die Ergebnisse seien darin verschärft worden. So sei unter anderem in der Pressemitteilung eine zusätzliche Stufe auf der Bewertungsskala als Ablehnung gewertet worden; dies habe die Prozentzahlen gesteigert.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes weist den Bericht zurück. "Fakt ist: Sämtliche Zahlen und Befunde der Studie sind im Vorfeld mit allen beteiligten Wissenschaftlern einvernehmlich abgestimmt worden", erklärte gestern ein Sprecher der Bundesbehörde. Es sei bedauerlich, dass es offenbar zu Unstimmigkeiten unter den beteiligten Forschern gekommen sei.

Die Studie unter dem Titel "Zwischen Gleichgültigkeit und Ablehnung" wurde vom Zentrum für Antisemitismusforschung und dem Institut für Vorurteils- und Konfliktforschung an der TU Berlin erarbeitet. Bei der Präsentation der Ergebnisse wiesen die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders, und der Vorsitzende des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma , Romani Rose, auf das Ausmaß von Antiziganismus in der Bundesrepublik hin. Demnach seien Sinti und Roma jedem Dritten als Nachbarn unangenehm. Antiziganismus genieße eine "große Form der Narrenfreiheit", kritisierte Rose. Die Befunde seien "dramatisch", hatte Lüders damals gesagt. : "Gleichgültigkeit, Unwissenheit und Ablehnung bilden zusammen eine fatale Mischung, die Diskriminierungen gegenüber Sinti und Roma den Boden bereiten."

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