Wieder Tote bei Angriff auf UN-Schule

Gaza/Tel Aviv · Gaza-Krieg und kein Ende. Wieder sterben Palästinenser beim Angriff auf eine UN-Schule. Vertreter der Weltorganisation sind schockiert. Eine dauerhafte Waffenruhe in Nahost scheint aber nicht in Reichweite.

Gut drei Wochen nach Beginn des Gazakrieges ist erneut eine UN-Schule ins Fadenkreuz der Kämpfe geraten. Beim Beschuss der Einrichtung der Hilfsorganisation UNRWA kamen gestern im Flüchtlingslager Dschabalia im nördlichen Gazastreifen mindestens 15 Menschen ums Leben, wie ein Sprecher der palästinensischen Rettungsdienste mitteilte. Israelische Panzergranaten töteten nach diesen Angaben Stunden später mindestens 17 Palästinenser auf einem Marktplatz im Stadtteil Sadschaija.

UN-Vertreter zeigten sich schockiert über den Angriff auf die Schule. "Wo ist die Menschlichkeit, wo ist die Moralität?", twitterte die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos. "Hier sterben Kinder, Zivilisten."

Eine Armeesprecherin in Tel Aviv sagte, eine vorläufige Untersuchung des Vorfalls habe ergeben, dass militante Palästinenser in der Nähe der Schule Mörsergranaten auf israelische Soldaten abgefeuert hätten. Die Truppen hätten das Feuer erwidert. In Dschabalia leben mehr als 100 000 Palästinenser , die als Folge der früheren israelisch-arabischen Kriege heimatlos sind. Das Lager gilt als überfüllt. Nun herrscht noch mehr Enge, weil Tausende Palästinenser aus anderen Teilen der Enklave vor Israels Attacken dorthin flüchteten.

Der seit dem 8. Juli andauernde Militäreinsatz in dem Palästinensergebiet ist inzwischen Israels längster Krieg seit 2006. Er dauert schon länger als die Konflikte im Gazastreifen in den Jahren 2009 und 2012. Seit Beginn der Offensive starben nach neuesten Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza 1283 Menschen, etwa 7200 wurden verletzt. Laut israelischem Militär starben 53 Soldaten und drei Zivilisten, 2670 Raketen seien seit dem 8. Juli auf israelisches Territorium abgefeuert worden. Militante Palästinenser setzten auch gestern ihre Raketenangriffe auf israelische Orte fort.

Der im Untergrund aktive Militärchef der Hamas machte eine Waffenruhe im Gazakonflikt vom Ende der israelischen Militäroffensive abhängig. Auch die Blockade der Enklave am Mittelmeer müsse aufgehoben werden, sagte Mohammed Deif am Dienstag in einer über den TV-Sender der Hamas verbreiteten Audio-Botschaft.

Es war die erste öffentliche Äußerung des Anführers des bewaffneten Flügels der radikal-islamischen Organisation, der Kassam-Brigaden, seit Beginn der Offensive. Ein Kommentator des israelischen Fernsehens interpretierte die Erklärung des Militärchefs als mögliches Zeichen für eine nahende Waffenruhe. Israels Sicherheitskabinett wollte erneut über eine Waffenruhe im Gazastreifen beraten. Auch die Möglichkeit einer Ausweitung der Offensive stehe zur Debatte, berichteten israelische Medien.

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