Hamas richtet 18 „Kollaborateure“ hin

Gaza/Tel Aviv · Die radikal-islamische Hamas jagt „Verräter“: In einem Schlag gegen angebliche Kollaborateure tötete die Hamas 18 Menschen. Zugleich beschießen sich Israel und militante Palästinenser weiter.

Die radikal-islamische Hamas geht im Gazastreifen gnadenlos gegen angebliche Kollaborateure vor. Militante Palästinenser hätten nach Medienangaben gestern mindestens 18 Männer getötet, die mit Israel zusammengearbeitet haben sollen. Elf Menschen seien am Morgen nahe einer Polizeistation in Gaza erschossen worden, berichtete der Hamas-nahe Fernsehsender Al-Aksa TV. Sieben weitere wurden demnach vor einer Moschee getötet.

Augenzeugen zufolge wurden mehrere blutverschmierte Leichen auf einem Platz im Zentrum von Gaza abgelegt. Weitere Leichen wurden vor der Al-Azhar-Universität gefunden. Damit stieg die Zahl der binnen zwei Tagen getöteten angeblichen "Spione" auf 21. Eine Hamas-nahe Webseite schrieb am Freitag, es werde "keine Gnade" für Kollaborateure geben, die geschnappt würden.

Der Schlag gegen die angeblichen Informanten könnte in einen Zusammenhang mit gezielten Tötungen durch die israelische Armee stehen. Am Dienstagabend hatte das israelische Militär das Haus von Hamas-Militärchef Mohammed Deif angegriffen und dabei seine Frau und seinen kleinen Sohn getötet. Am Donnerstag tötete Israels Luftwaffe drei ranghohe Hamas-Kommandeure in Rafah sowie ein hochrangiges Mitglied des Islamischen Dschihad. Es wird vermutet, dass Palästinenser im Gazastreifen Informationen über die Aufenthaltsorte der von Israel gesuchten "Terrorziele" an dessen Armee weitergeben.

Hamas-Chef Ismail Hanija hatte in der Nacht zu gestern angekündigt, Israel werde für die Liquidierung der Hamas-Mitglieder "einen hohen Preis zahlen". Arye Shalicar, Sprecher der israelischen Armee sagte, Israel sei "immer auf den Extremfall vorbereitet". Als "Warnsignal" an die radikal-islamische Hamas hatte Israel am Donnerstag 10 000 Reservisten eingezogen. Die israelische Armee griff nach eigenen Angaben am Freitag rund 30 Ziele im Gazastreifen an. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben mehrere Menschen getötet. Die Gesamtzahl der Toten seit Beginn der israelischen Militäroffensive am 8. Juli stieg demnach auf 2090.

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HintergrundIn Israel ist ein vierjähriger Junge Medienberichten zufolge durch eine von militanten Palästinensern abgefeuerte Mörsergranate gestorben. Der Fernsehsender Channel 10 berichtete am Freitag, die Granate habe ein Auto getroffen, in dem der Junge gesessen habe. Das Kind sei am Abend seinen Verletzungen erlegen. dpa

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