Rot-Rot-Grün in Thüringen einig

Erfurt · Erstmals seit der Wende steht der CDU in Thüringen der Gang auf die harte Oppositionsbank bevor. Trotz einiger personeller Hürden im Endspurt konnten sich Linke, SPD und Grüne auf eine Koalition einigen.

Die erste rot-rot-grüne Landesregierung Deutschlands mit einem Ministerpräsidenten der Linken hat eine entscheidende Hürde genommen. In Thüringen einigten sich Linke, SPD und Grüne gestern nach wochenlangen Verhandlungen auf ihr Regierungsprogramm für die nächsten fünf Jahre. Damit hat die Linke 25 Jahre nach dem Mauerfall die Chance, mit Bodo Ramelow ihren ersten Ministerpräsidenten ins Amt zu bringen. Das bisher einmalige Dreierbündnis unter Führung der Linken ist bundesweit umstritten. Es hat im Landtag lediglich eine Stimme Mehrheit. Ramelows Wahl zum Regierungschef ist für den 5. Dezember geplant.

Der Koalitionsvertrag muss zunächst durch Mitgliedervoten der Linken und der Grünen bestätigt werden. Sie sollen nach Angaben der Parteien bis Anfang Dezember laufen und bereits heute nach der Vorstellung des Vertragstextes starten. Zum Inhalt machten die Parteien noch keine Angaben.

"Wir haben uns in allen Fragen verständigt", sagte die Landesvorsitzende der Linken, Susanne Henning-Wellsow, zum Abschluss der Koalitionsverhandlungen . Das gelte auch für den Zuschnitt der Ministerien , der am letzten Verhandlungstag für Kontroversen gesorgt hatte. Die Grünen, mit 5,7 Prozent der Stimmen bei der Landtagswahl kleinster Partner in dem Dreierbündnis, pochten auf zwei Ministerien . Sie sollen nach dpa-Informationen nun ein Ministerium für Umwelt und Energie sowie das Justizressort erhalten. Hennig-Wellsow und SPD-Landeschef Andreas Bausewein bestätigten zunächst nur, dass es - wie bei der derzeitigen schwarz-roten Regierung - neun Minister geben solle.

Die SPD , die bei der Landtagswahl im September um sechs Punkte auf 12,4 Prozent abgestürzt war, soll mindestens drei Ressorts erhalten. Die Linke , mit 28,2 Prozent mit Abstand stärkste der drei Parteien, will mit ihrem ersten Regierungschef Geschichte schreiben. Sie beansprucht wahrscheinlich nur drei Ressorts und den Chef der Staatskanzlei für sich. Dafür gilt der frühere Berliner Gesundheitsstaatssekretär Benjamin-Immanuel Hoff als gesetzt.

SPD-Chef Bausewein sprach von einer guten Grundlage, die der 105 Seiten starke Koalitionsvertrag für eine neue Regierung biete. "Das war ein mehr als achtwöchiges Ringen", kommentierte der Landeschef der Grünen, Dieter Lauinger, den Ablauf der Verhandlungen. Das Ergebnis könne sich sehen lassen.

Den Koalitionsverhandlungen der drei Parteien waren seit der Landtagswahl Mitte September wochenlange Sondierungsrunden vorausgegangen. Rot-Rot-Grün will in Thüringen unter anderem ein kostenfreies Kita-Jahr einführen und mehr Geld für nichtstaatliche Schulen ausgeben. Zudem soll der Verfassungsschutz nur noch in Ausnahmefällen V-Leute einsetzen dürfen.

Die Thüringer CDU kritisierte die geplanten Regierungsprojekte als nicht seriös finanziert. Bei keinem der Vorhaben sei klar, wie die Rechnung bezahlt werden solle, teilte Generalsekretär Mario Voigt mit. Kommt Rot-Rot-Grün ins Amt, wäre das eine Zäsur für die CDU , die seit der Wiedervereinigung in Thüringen den Ministerpräsidenten stellt.

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