Heftige Kämpfe an MH17-Absturzstelle

Heftige Gefechte in der Ostukraine versperren Helfern den Zugang zur Absturzstelle von Flug MH17. Indessen will Kiew Beweise haben, dass die Boeing abgeschossen wurde.

Donezk . Die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Separatisten gehen in der Ostukraine unvermindert weiter. Die ukrainische Armee hat gestern einen Teil des MH17-Absturzgebiets erobert. Das ukrainische Militär drang nach eigenen Angaben in mehrere Städte ein und sprach von heftigen Kämpfen mit den prorussischen Separatisten . Der Vizeregierungschef der selbst proklamierten "Volksrepublik Donezk ", Wladimir Antjufejew, warf der Führung in Kiew indes vor, absichtlich Teile des Gebietes der Absturzstelle verwüstet zu haben - obwohl dort noch Fragmente der Maschine lägen. Am Absturzort werden auch noch die sterblichen Überreste von einigen der insgesamt 298 Todesopfer vermutet.

Der Pressedienst der ukrainischen Militäroffensive hatte zuvor erklärt, die Truppen seien in die Städte Schachtarsk und Tores eingedrungen. Auch um Perwomaysk und Snischne gebe es Kämpfe mit dem Ziel der "vollkommenen Befreiung". Die strategische Anhöhe von Sawur Mogyla sei wieder in den Händen der Armee. Die Präsidentschaft erklärte, von dem Ort aus hätten "Terroristen" wiederholt auf ukrainische Soldaten geschossen.

Internationale Ermittlungsteams aus Australien und den Niederlanden zogen sich aus Sicherheitsgründen wieder in Richtung Donezk unweit der Absturzstelle zurück, wie die Regierung in Den Haag mitteilte. "Es waren Explosionen zu hören, und sie wurden von Anwohnern gewarnt", sagte eine Sprecherin des Justizministeriums. Gestern Morgen hatten die Teams einen neuen Versuch unternommen, zu der Absturzstelle vorzudringen. Bereits am Sonntag hatten die Ermittler eine geplante Besichtigung des Unglücksorts wegen anhaltender Gefechte aus Sicherheitsgründen abgesagt. Die malaysische Passagiermaschine mit der Flugnummer MH17 war mit 298 Menschen an Bord am 17. Juli über der Ostukraine abgestürzt. Seitdem werfen sich Kiew und die Separatisten gegenseitig vor, die Maschine abgeschossen zu haben.

In Brüssel berieten gestern die ständigen Vertreter der EU-Staaten über schärfere Sanktionen gegen Moskau. Diese zielen nach Angaben aus Diplomatenkreisen unter anderem auf Rüstungsgeschäfte und russische Banken. Im Gespräch sind zudem Exportbeschränkungen für bestimmte Technologien für den Energiebereich sowie für Güter, die sich zu militärischen und zivilen Zwecken nutzen lassen. Bereits gestern beschlossen die 28 EU-Staaten eine Liste mit Namen, gegen die Einreiseverbote und Kontensperrungen verhängt werden sollen.

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Hintergrund Erste Flugschreiberdaten der abgestürzten malaysischen Boeing 777-200 deuten nach Angaben des ukrainischen Sicherheitsrates auf einen Raketentreffer als Unglücksursache hin. In der Maschine habe es einen "massiven explosionsartigen Druckabfall infolge von Schrapnell-Einschlägen eines Raketentreffers" gegeben, sagte Behördensprecher Andrej Lyssenko gestern in Kiew . Das Niederländische Untersuchungsbüro für Sicherheit, das die internationalen Untersuchungen zum Absturz von Flug MH17 leitet, wollte die Angaben weder bestätigen noch dementieren. dpa/afp

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