Syrien reicht dem Westen die Hand

Damaskus · Die IS-Terrormiliz zieht mit ihren Erfolgen immer mehr Kämpfer an. Allein in Syrien ist sie rund 50 000 Mann stark. Das Regime in Damaskus will mit dem Westen kooperieren – warnt ihn aber zugleich.

Angesichts der militärischen Erfolge der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reicht das Regime in Damaskus dem Westen die Hand, warnt ihn aber zugleich vor eigenmächtigen Luftschlägen. Syriens Außenminister Walid al-Muallem erklärte in Damaskus , seine Regierung sei im Kampf gegen den Terrorismus zur Zusammenarbeit auch mit westlichen Ländern wie den USA bereit. Angriffe in Syrien ohne Absprache mit der Regierung würden jedoch als Aggression angesehen, sagte er bei einer Pressekonferenz.

Laut Al-Muallem ist Syrien nur dann zur Zusammenarbeit mit dem Westen bereit, wenn die internationale Gemeinschaft "die Führung und Unabhängigkeit" Syriens respektiere. Bei einer Pressekonferenz in Damaskus bejahte er ausdrücklich die Frage eines Journalisten, ob das Angebot auch für die USA und Großbritannien gelte.

Der Westen ist bisher ein scharfer Gegner von Präsident Baschar al-Assad und unterstützt gemäßigte Regimegegner. Angesichts der militärischen Erfolge der sunnitischen IS-Miliz im Irak und in Syrien hatten die USA in den vergangenen Woche aber Luftschläge gegen die Extremisten auch in Syrien, wo die Extremisten am Sonntag im Nordosten einen strategisch wichtigen Militärflughafen eingenommen haben, nicht ausgeschlossen - mit diesen würde Washington allerdings das Assad-Regime unterstützen. Bislang bombardiert die US-Luftwaffen nur IS-Stellungen im Nordirak.

Derweil bekommt die IS nach ihrem Vormarsch in Syrien und im Irak immer stärkeren Zulauf. Allein am Wochenende schlossen sich in Syrien mehr als 300 Männer anderer oppositioneller Gruppen den Ex tremisten an, wie die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte gestern meldete. Die UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay warf dem IS vor, nach der Eroberung der irakischen Stadt Mossul dort rund 670 Häftlinge wegen ihres Glaubens ermordet zu haben. Bereits in der vergangenen Woche hatten Menschenrechtsbeobachter von einem enormen Zulauf für die Extremisten berichtet. Seit Juli hätten sich etwa 6300 Kämpfer den Ex tremisten angeschlossen, hieß es. Der Leiter der Menschenrechtler, Rami Abdel Rahman, sagte, die Terrormiliz habe in Syrien inzwischen rund 50 000 Kämpfer. Etwa 20 000 von ihnen kämen aus dem Ausland - vor allem aus dem arabischen Raum und aus Europa.

Die Terrormiliz beherrscht im Norden und Osten Syriens rund ein Drittel der Fläche des Landes. Auch im Nachbarland Irak kontrolliert sie im Norden und Westen riesige Gebiete. Kämpfer und militärische Ausrüstung der Terrorgruppe können die Grenze ungehindert passieren.

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