In Gaza eskalieren die Kämpfe

Gaza/Tel Aviv · Erst der Raketenbeschuss, dann die Bodenoffensive und nun der unerbitterte Kampf in den Wohnvierteln: Im Konflikt zwischen Israel und der Hamas steigt die Zahl der Toten im Gazastreifen dramatisch an.

Die israelische Bodenoffensive im Gazastreifen weitet sich zu einem Häuserkampf mit zahlreichen Toten auf beiden Seiten aus. Am bislang blutigsten Tag der jüngsten israelischen Militäroperation beklagten die Palästinenser 96 Tote . Allein im Stadtteil Sadschaija habe es gestern 60 Tote gegeben, darunter viele Frauen und Kinder. Dort wurden am selben Tag auch 13 Soldaten einer israelischen Elite-Einheit im Gefecht mit Kämpfern der radikalislamischen Hamas getötet. "Die israelischen Truppen wurden beim Vorrücken von allen Seiten mit Maschinengewehren und Panzerfäusten beschossen", sagte ein israelischer Militärsprecher. Hamas-Kämpfer meldeten dann am Abend die Entführung eines israelischen Soldaten . "Schaul Aaron ist in den Händen der Essedin-el-Kassam-Brigaden", sagte ein Sprecher des bewaffneten Arms der Hamas .

Die Armeeführung Israels zeigte sich trotz schwerer Verluste unbeirrt. "Es tut mir sehr leid, wenn Zivilisten auf der anderen Seite getötet werden. Aber wir haben die moralische Pflicht, unsere Bürger zu schützen", sagte Generalstabschef Benny Ganz. Israel habe vor den Angriffen stets gewarnt und die Bevölkerung aufgefordert, das Viertel Sadschaija zu verlassen.

130 000 Einwohner des Gazastreifens haben nach Angaben einer palästinensischen Menschenrechtsorganisation seit Beginn der israelischen Offensive am 8. Juli ihre Wohnhäuser verlassen. Über 440 Menschen wurden bisher getötet und mehr als 3000 verletzt. Palästinensische Ärzte beklagen bereits einen Mangel an Medikamenten und Ausrüstung bei der Behandlung der vielen Opfer. Die israelische Armee kündigte an, ein Feldlager nahe der Grenze zum Gazastreifen zu errichten. Dort sollen verletzte Palästinenser behandelt werden. Auslöser der jüngsten Eskalation der Gewalt waren die Entführung und Ermordung von drei israelischen Teenagern und der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jungen.

Türkeis Regierungschef Recep Tayyip Erdogan verglich den Militäreinsatz Israels mit den Gräueln des Nazi-Diktators Adolf Hitler. Die Israelis verfluchten Hitler für den Holocaust, "aber jetzt hat der terroristische Staat Israel mit seinen Gräueltaten in Gaza Hitler übertroffen", zitierte die Nachrichtenagentur Anadolu den Politiker. Zugleich betonte Erdogan: "Der Ärger und Abscheu der Türkei richtet sich gegen den Unterdrücker Israel , nicht gegen das jüdische Volk."

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begann gestern in der katarischen Hauptstadt Doha eine Vermittlungsmission. Nach UN-Angaben will Ban heute nach Kuwait, Kairo, Jerusalem, Ramallah im Westjordanland und in die jordanische Hauptstadt Amman reisen. Ziel sei es, Israelis und Palästinensern zu helfen, die Gewalt zu beenden.

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