Aussage gegen Aussage: Wer lügt im Fall Edathy?

Berlin · Der Polit-Krimi um Sebastian Edathy geht weiter und das zu entwirrende Dickicht wird immer dichter. Nach den ersten Vernehmungen im Untersuchungsausschuss herrscht kaum mehr Klarheit als vorher.

Als am späten Donnerstagabend im großen Anhörungssaal des Bundestages der schwer beschuldigte SPD-Politiker Michael Hartmann aussagt, feiern zeitgleich einige Abgeordnete in der Parlamentarischen Gesellschaft gegenüber dem Reichstag Weihnachten. Auch dort ist der Fall Edathy Thema. Auch dort wird spekuliert, wer lügt, wer von wem was gewusst haben könnte. Und einhellig ist die Meinung: SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann ist noch nicht aus dem Schneider. Er selbst sieht das anders.

"Ich bin auch in einem Jahr noch Fraktionschef", ließ Oppermann gestern wissen. Trotz der Beschuldigungen des unter Kinderporno-Verdacht stehenden Ex-SPD-Abgeordneten Sebastian Edathy . Er hatte Oppermann unter anderem der Lüge bezichtigt und ihm vorgeworfen, ihn über seinen Büroleiter zum Mandatsverzicht gedrängt zu haben. "Ich habe mein Wissen über den Fall Edathy bis zu dessen Mandatsniederlegung keinem meiner Mitarbeiter anvertraut", wehrte sich Oppermann. Aussage steht somit gegen Aussage.

Genauso wie in Sachen Hartmann: Edathy will von seinem Parteifreund über die Ermittlungen informiert und auf dem Laufenden gehalten geworden sein. Sein Wissen habe Hartmann vom ehemaligen BKA-Chef Jörg Zierecke bezogen, behauptet Edathy. Während der zwölfstündigen Ausschusssitzung bestritt Hartmann dies entschieden. Auch von Oppermann oder SPD-Chef Sigmar Gabriel will er nicht über die Ermittlungen informiert worden sein. Er beschrieb Edathy als Mann in einer Krise. Edathy habe Alkoholprobleme gehabt. Deshalb habe er sich um ihn gekümmert und versucht, auf ihn einzuwirken. Auch er, Hartmann, habe die Berichterstattung über die kanadischen Kinderporno-Ermittlungen gesehen, aber es sei Edathy gewesen, der ihn darauf angesprochen habe. Edathy sei dann in immer größere Angst verfallen. Darüber habe er Fraktionschef Oppermann informiert, erklärte Hartmann. Auf Fragen nach einzelnen SMS-Wechseln aus der von Edathy vorgelegten Liste berief sich Hartmann wiederholt darauf, sich nicht mehr an Einzelheiten zu erinnern. Er sei in dieser Zeit sehr beschäftigt gewesen und habe zudem eigene Probleme gehabt - Wochen später kam heraus, dass Hartmann Drogen nahm.

Wer von beiden die Wahrheit sagt, ist nach wie vor offen. Edathy legte gestern noch mal nach. Auf seiner Facebook-Seite beschuldigte er den SPD-Abgeordneten Karl Lauterbach der Lüge. Dieser hatte am Donnerstagabend in einer Talksendung gesagt, er habe Edathy im vergangenen Februar medizinische Hilfe angeboten. Edathy schrieb dazu: "Ist schlicht gelogen. Und das auch noch völlig ohne Not." Der Ausschuss will seine Arbeit nun am 15. Januar mit der Befragung des ehemaligen BKA-Präsidenten Jörg Ziercke fortsetzen. Am gleichen Tag soll auch Edathy erneut als Zeuge angehört werden. Oppermann soll ebenfalls noch im Januar vernommen werden. Der Polit-Krimi geht also weiter.

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