Wie Pegida die AfD beschäftigt

Berlin · Der Flirt der AfD mit der Pegida-Bewegung ist riskant. Denn gerade die Mitglieder des liberalen Flügels der Partei wollen diesen Kursschwenk nicht mitmachen – trotz des Rücktritts von Demo-Organisator Lutz Bachmann.

Wirtschaftsliberal und wertkonservativ - so lässt sich die Mehrheit der etwa 22 000 Mitglieder der Alternative für Deutschland (AfD) charakterisieren. Der enge Kontakt der AfD zu der islamkritischen Pegida-Bewegung ist in der Partei dagegen höchst umstritten. Daran ändert auch der Rücktritt von Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann wegen beleidigender Äußerungen über Ausländer nichts. Denn der bürgerlich-liberale Flügel der AfD stört sich auch an Journalisten-Beschimpfern und Rechtsradikalen, die sich an den Pegida-Kundgebungen beteiligen.

Nicht nur der Bundesvorsitzende Bernd Lucke , der die Partei mit seiner Kritik an der Euro-Rettungspolitik groß gemacht hat, fremdelt mit Pegida. Die zweite stellvertretende AfD-Landesvorsitzende in Rheinland-Pfalz, Beatrix Klingel (60), trat jetzt aus der Partei aus. Der Beraterin, die vor allem Projekte mit Bezug zur arabischen Welt betreut, waren die jüngsten Entwicklungen in der AfD unheimlich. Sie sagt: "Ich bin kosmopolitisch erzogen, habe Verwandte in Italien, der Schweiz, Israel und den USA."

Vor allem der rechte AfD-Flügel, zu dem die sächsische Landesvorsitzende Frauke Petry und der AfD-Chef in Brandenburg, Alexander Gauland, gehören, ist froh, dass Bachmann jetzt von der Bildfläche verschwunden ist. Denn dessen kriminelle Vergangenheit war neben dem merkwürdigen Namen der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" bisher der Hauptgrund dafür, dass die AfD trotz aller "Schnittmengen" offiziell etwas Distanz zu Pegida wahren wollte. So begeistert war die AfD-Bundesvorsitzende Petry über den erwarteten Rücktritt Bachmanns, dass ihr Büro eine Pressemeldung dazu schon zwei Stunden zu früh verschickte - bevor der Pegida-Gründer seinen Rückzug überhaupt erklärt hatte. Dieser peinliche Fehler zeigt auch, wie eng die Abstimmung zwischen AfD und Pegida schon ist. So liefen schon vom Morgen an die Drähte heiß zwischen der Partei und dem Pegida-Team.

Zudem hatten AfDler aus verschiedenen Landesverbänden in den vergangenen Wochen schon Fahrgemeinschaften für gemeinschaftliche Besuche bei den "Abendspaziergängen" der Pegida in Dresden organisiert. Eine von ihnen ist die Brandenburgerin Ingeborg Holzborn (64). Sie war zur 12. Pegida-Kundgebung gefahren. Seitdem will sie aber bei den "Abendspaziergängen" nicht mehr mitmachen - wegen der "Atmosphäre". "Dass da die Polizei in so großer Zahl erscheinen musste, um Gewalt zu verhindern, das war für mich beklemmend."

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