Todesstrafe für „Fi Li Pu“

Peking · Die Todesstrafe ist in China quasi Alltag. Nun soll erstmals ein Deutscher hingerichtet werden. Die Chancen auf Gnade sind gering, das Urteil könnte schnell vollstreckt werden.

Es ist eine Geschichte von Liebe und Eifersucht. Von Blut und von Tod. Philipp B., wollte töten. Seine Ex-Freundin, ihren neuen Freund, sich selbst. Da war er 33 Jahre alt und gerade wieder nach China gekommen, nach Xiamen, in diese heiß-feuchte Stadt an der Südostküste vor Taiwan. Hier passierte es: Philippp B. hat getötet. Die Frau, die er einst liebte, den neuen Mann an ihrer Seite. Nun, vier Jahre später, soll er für sein Verbrechen büßen - mit der Todesstrafe , die das Mittlere Volksgericht in Xiamen gestern gegen ihn verhängt hat, wie sein Anwalt Chen Liqun gestern mitteilte.

Nie zuvor ist ein Deutscher in China zum Tode verurteilt worden. Das Auswärtige Amt hat sich von Beginn an für eine Abwendung der Todesstrafe eingesetzt, da diese in Deutschland abgelehnt wird. Ob der 36-Jährige hingerichtet wird, muss eine höhere Instanz wie auch das Oberste Gericht in Peking bestätigen. Der Ex-Student hat nun zwei Wochen Zeit, um in Berufung zu gehen. Die Bluttat geschah an einem Wochenende im Juni 2010. Philipp B. - "Fi Li Pu", nennen ihn die chinesischen Behörden - lebte da bereits seit fünf Jahren nicht mehr mit seiner aus Venezuela stammenden Ex-Freundin zusammen. Mit ihr hatte er an der Ludwig-Maximilian-Universität in München Sinologie studiert, mit ihr war er im Studium auch nach China gegangen. Doch nach dem Austauschsemester trennte sich die damals 24-Jährige von dem aus dem oberbayerischen Teisendorf stammenden Mann. Er wurde zum Stalker, verfolgte und bedrohte die Ex-Freundin, so berichteten Freunde der beiden.

Die Frau lernte einen neuen Mann kennen, sie bekamen einen Sohn, gingen ebenfalls zusammen nach China, ließen sich in Xiamen nieder. Eines Tages tauchte auch Philipp B. in der Stadt auf. Er soll den beiden aufgelauert und sie in ein Luxushotel gelockt haben. Maskiert in schwarzer Montur, so berichteten Zeugen später, soll er auf offener Straße zunächst den Mann, ebenfalls ein Deutscher, mit einem Messer und einem Hammer angegriffen haben. Die Frau habe auf den Knien um Gnade gebeten. Auch sie tötete er und versuchte anschließend, sich selbst umzubringen. "Ein See aus Blut", sagten Augenzeugen im Gericht aus. Schwer verletzt überlebte Philipp B. und wartete drei Jahre auf sein Urteil. Das Kind des getöteten Paares, mittlerweile ist es sechs Jahre alt, wächst bei Verwandten in Deutschland auf. Legt Philipp B. keine Berufung ein, dürfte die Strafe schnell vollstreckt werden. Todesstrafen können in China allerdings auch auf Bewährung verhängt werden. Nach zwei Jahren werden sie meist in eine lebenslange Haft umgewandelt. Bei eindeutigen Mordfällen wäre das jedoch ungewöhnlich.

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