Gewappnet für den Ernstfall

Frankfurt/Main · Wer seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, steht schnell vor dem Ruin. Doch wie sichert man sich dagegen am besten ab? Und welche Alternativen gibt es zur oft teuren Berufsunfähigkeitsversicherung?

Viele Erwerbstätige können im Laufe des Berufslebens ihrer Arbeit für längere Zeit nicht mehr nachgehen. Ein Unfall, eine lange Krankheit oder seelische Probleme können dafür die Gründe sein. "Jeder, der aus eigenem Einkommen und nicht aus Vermögen lebt, sollte sich gegen den Ausfall seiner Arbeitskraft versichern", sagt Brigitte Mayer von der Verbraucherzentrale Hessen. Die gesetzliche Rentenversicherung zahlt zwar eine Erwerbsminderungsrente, wenn keine berufliche Tätigkeit mehr ausgeübt werden kann, jedoch nur bei Vollinvalidität, und das ist selten der Fall. Auch die Höhe der Rente ist gering. "Wer seinen Lebensstandard behalten will, muss privat vorsorgen", sagt Una Großmann vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Was tun bei langer Krankheit?

Oft kommen noch weitere finanzielle Belastungen durch medizinische Versorgung und Betreuung dazu. Beste Wahl ist eigentlich eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Diese Versicherung springt ein, wenn der Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann. "Gute Verträge zahlen bereits, wenn die letzte Tätigkeit zu 50 Prozent nicht mehr ausgeübt werden kann", sagt der unabhängige Versicherungsmakler Thomas Kliem.

Als berufsunfähig gilt meist, wer länger als ein halbes Jahr ausfällt. Ein guter Berufsunfähigkeitsvertrag ist aber teuer: "Entscheidend für die Höhe der Prämie ist das Risiko des Antragstellers, berufsunfähig zu werden", sagt Großmann. Das hängt stark vom ausgeübten Beruf ab. "Maurer, Dachdecker und Krankenpfleger haben ein hohes Risiko", sagt Mayer. "Allerdings können sie die Prämien von ihrem Gehalt oft nicht bezahlen." So muss ein 25-jähriger Krankenpfleger für eine Berufsunfähigkeitsrente von 1500 Euro, die bis zum 65. Lebensjahr gezahlt wird, eine Jahresprämie von 1700 bis 4500 Euro bezahlen. Zum Vergleich: "Ein Schreibtischtäter im selben Alter zahlt dafür nur 700 bis 1500 Euro", sagt Mayer. Der einmal festgelegte Beitrag ist dann für die gesamte Laufzeit garantiert - auch wenn der Versicherte den Job wechselt.

Der Gesundheitszustand, das Alter und mögliche riskante Hobbys schlagen sich auf die Versicherungsprämien nieder. Vor Vertragsabschluss fragt der Versicherer daher detailliert den Gesundheitszustand ab. "Hier besteht eine gesetzliche Anzeigepflicht", sagt Mayer. Wer etwas verschweigt, riskiert seinen Versicherungsschutz. "Jede Versicherung prüft bei einem Leistungsantrag zuerst, ob sie dem Kunden eine Fehlangabe nachweisen kann", sagt Kliem. Bei einem besonderen Gesundheitsrisiko können auch Ausschlusskriterien vereinbart werden, erklärt Großmann. "Wer einen angeborenen Herzfehler hat, kann Herz-Kreislauferkrankungen als Leistungsgrund ausschließen."

Wer gar keinen BU-Vertrag bekommt oder sich keinen leisten kann, kann sich nach einer Alternative umsehen. Die beste ist eine Versicherung gegen Erwerbsunfähigkeit. "Die ist zwar nicht viel billiger als eine Berufsunfähigkeitspolice, sie setzt aber oft keine Gesundheitsprüfung voraus", sagt Kliem. Dafür gibt es strengere Anforderungen an den Versicherungsfall, so zahlt die Erwerbsunfähigkeitsversicherung nur, wenn gar nicht mehr gearbeitet werden kann.

Wer keine Versicherung gegen Berufsunfähigkeit bekommt, weil er schon einen kaputten Rücken hat, kann sich mit einer sogenannten Dread-Disease-Versicherung gegen das Risiko einer schweren Krankheit versichern. "Versichert werden aber nur bestimmte, medizinisch definierte Krankheiten", so Mayer.

Alternativen decken weniger ab

Eine Multi-Risk-Versicherung ist eine Kombination aus Unfall-, Krankheits- und Invaliditätsschutz. "Das macht Sinn, wenn ein Handwerker trotz kleinem Einkommen ein hohes Risiko trägt", sagt Kliem.

Eine Grundfähigkeitsversicherung zahlt, wenn grundlegende Fähigkeiten wie Sehen oder Hören stark eingeschränkt sind. Sinnvoll sei eine solche Police aber selten. "Die Unfallversicherung ist die schlechteste Alternative zur BU", sagt Mayer. Diese Versicherung leistet nur bei dauerhafter Invalidität, also wenn nach einem Unfall innerhalb von drei Jahren keine Verbesserung zu erwarten ist. Das sei äußerst selten.

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