Igel lieben einen unordentlichen Garten

Berlin · Laubhaufen und Reisighügel: Igel lieben solche Rückzugsorte. Wird es kühler, sind die Nachttiere dringend auf sie angewiesen. Und Gartenbesitzer müssen nicht einmal viel tun, um dem Igel zu helfen.

Ein Herbstabend im Garten. Im Gebüsch schmatzt es laut. Es raschelt, dann schaut die spitze Schnauze eines Igels zwischen den Blättern hervor. Sobald es dämmert, machen sich die Tiere auf die Jagd nach Insekten und Würmern. Vor allem im Herbst sind Igel auf reiche Beute angewiesen, denn jetzt fressen sie sich ein Fettpolster für den Winterschlaf an. Bei anhaltenden Temperaturen um den Gefrierpunkt verkriechen sich Igel im Oktober oder November bis zum Frühling in ihre Winternester.

Leere Äcker bieten den stacheligen Insektenfressern im Herbst nicht mehr genügend Unterschlupf und Futter. Daher zieht es die Igel in Parks und Gärten. Doch auch hier haben sie es oft nicht leicht. Viele Gartenbesitzer räumen so gut auf, dass Igel weder Verstecke noch Käfer oder Würmer finden. Julian Heiermann vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) empfiehlt daher, im Garten auf Spritzmittel zu verzichten.

Auch Gartengeräte, wie elektrische Sensen oder Laubsauger , können Igeln zum Verhängnis werden. Bei der Gartenarbeit sollte man daher genau hinschauen, ob sich unter einer Hecke oder im Gebüsch ein Igel versteckt. "Sonst passieren zum Teil grässliche Verletzungen", sagt Ulli Seewald vom Verein Pro Igel. Ohnehin fühlen sich Igel in einem unordentlichen Garten am wohlsten. Wer Laub und abgeschnittene Äste am Komposthaufen oder unter den Büschen zusammenkehrt, statt sie ins Kompostwerk zu fahren, hilft ihnen. Denn in Laub- und Reisighaufen finden Igel Schutz und einen Platz für den Winterschlaf.

Laubhügel als Schlafplatz

Nach Wintereinbruch sollten Gartenbesitzer einmal aufgeschichtete Gartenabfälle darum nicht mehr anrühren. "Oft haben sich dort schon Igel oder andere Tiere versteckt", sagt Heiermann. Wer einen Igel versehentlich aufscheucht, muss nicht in Panik verfallen: "Wenn der Igel die Möglichkeit hat, sich woanders zu verkriechen, zieht er sich von selbst wieder zurück", erklärt Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund. Läuft ein Igel ohne erkennbaren Grund tagsüber herum, sollte man es allerdings genau beobachten. Vor allem im Winter. Bei Dauerfrost oder geschlossener Schneedecke, ist das meistens ein Zeichen dafür, dass es dem Tier nicht gut geht. Kranke Igel sind oft abgemagert, die Hüftknochen stehen auffällig hervor, die Augen sind eingefallen, oder das Tier rollt sich bei Gefahr kaum noch ein.

Statt den Gartenbewohner gleich im Hobbykeller einzuquartieren, sollten Igelhelfer sich erst einmal Rat bei einem Experten holen. Tierärzte, der Tierschutzverein oder die Gruppe des Naturschutzbundes vor Ort können Auskunft darüber geben, welche örtliche Initiative sich um hilfsbedürftige Igel kümmert. "Mancherorts gibt es einen mobilen Tierrettungsdienst, der rauskommt und den Igel, wenn nötig, mitnimmt", erklärt Tünte. Offiziell anerkannte Igelstationen verfügen über das nötige Fachwissen und den Platz, um kranke und verletzte Igel zu pflegen. Sie werden amtlich kontrolliert und in der Regel von Ehrenamtlichen geleitet. Daher ist eine Spende für den Igel willkommen.

Doch nicht immer ist es nötig, den Igel in Pflege zu nehmen. Im Herbst hilft abgemagerten Tieren oft schon eine Stärkung wie eine Schale voll ungesalzenem Rührei, Katzenfutter oder Igelnahrung aus dem Fachhandel.

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