Kamioka verlässt Wuppertal, bleibt aber Dirigier-Professor in Saarbrücken

Wuppertal/Saarbrücken · Kaum angetreten, schon geht er wieder: Toshiyuki Kamioka, Dirigier-Professor an der Hochschule für Musik Saar (HfM), kündigte jetzt an, er werde Ende der Saison 2015/2016 seine Doppelfunktion als Opernintendant und Generalmusikdirektor in Wuppertal beenden.

Dabei startete er dort im Sommer erst. Doch der Dirigent will in seiner Heimat Japan die Leitung eines der Top-Sinfonieorchester übernehmen. Das Pikante daran: Die enorme Macht-Position wurde erst für Kamioka geschaffen. Zudem wurden die Wuppertaler Bühnen nach seinem Gusto, allerdings auch wegen erheblicher Sparzwänge radikal rasiert, das Prinzip eines festen Ensembles etwa aufgekündigt. Um dies umzusetzen, hatte der 54-jährige Japaner, der bis Mitte 2014 noch GMD in Saarbrücken war, auch Joachim Arnold, den Chef der Merziger Zeltoper, als seinen Vize nach Wuppertal geholt.

Der wesentliche Grund für Kamiokas Blitz-Abgang liegt denn auch in diesem radikalem Umbau, für den es bundesweit schlechte Schlagzeilen hagelte. Darum wollte man den Dirigenten wohl nicht mehr halten, obwohl er nur um zwei Monate Auszeit pro Jahr (Mehrfachverpflichtungen sind keine Seltenheit bei gefragten Dirigenten ) für sein künftiges Japan-Engagement bat. "Oper und Orchester erfordern eine ganze Arbeitskraft", sagte Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung (CDU ) kategorisch.

Aus saarländischer Perspektive nun ändert sich nichts: Seine halbe Professur an der HfM in Saarbrücken behalte Kamioka, bestätigte die Musikhochschule gestern. Und Joachim Arnold? "Ich werde meinen Zweijahres-Vertrag mit Freuden erfüllen", sagte er. Mehr wolle er nicht in Wuppertal, und mehr habe er auch nicht zu erwarten. Leider breche aber durch Kamiokas Ankündigung nun die Diskussion um das in Wuppertal eingeführte Theatersystem wieder los, bedauert Arnold. Dabei zeigten doch schon die ersten beiden Opern-Produktionen dort, "Tosca" und Don Giovanni", wieviel mehr Qualität man so bieten könne.

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