„Schreiben ist reflektiertes Leben“

Wien · Dem Schreiben verschrieben – das hat sich die Dichterin Friederike Mayröcker. Ihre Texte lesen sich nicht einfach, holten jedoch mehrere große Preise. Auch mit 90 Jahren lebt Mayröcker ganz in ihrer eigenen Sprachwelt.

Älterwerden sei furchtbar, sagt Friederike Mayröcker : "Manche Menschen tun ja einiges, um sich fit zu halten. Ich tue nichts." Ganz stimmt das so nicht. Schreibt sich die Dichterin morgens nach dem Aufwachen doch drei bis vier Stunden in einen Rausch hinein, wie sie sagt - bis ihr Blutdruck auf 200 sei.

Eigentlich war das bei ihr immer so: Die Literatur kam zuerst. "Ich fühle mich nur am Leben, wenn ich schreibe." An diesem Samstag feiert Friederike Mayröcker ihren 90. Geburtstag. Ihre Lust am Schreiben ist ungebrochen. Sie fühle sich dabei überglücklich: "Schreiben ist reflektiertes Leben." Sie lebt in ihren Erinnerungen und erinnert ihr Leben.

1924 kam sie in Wien auf die Welt. 20 Jahre unterrichtete sie als Englischlehrerin, bis sie sich 1977 frühpensionieren ließ. Die besten Stunden am Vormittag wollte sie nicht mit Unterrichten vergeuden, sondern zum Schreiben nutzen. "Larifari. Ein konfuses Buch" hieß 1956 ihre erste Prosaveröffentlichung. Zehn Jahre später erschienen mit "metaphorisch" erste Gedichte. Da war sie schon mit dem Dichter Ernst Jandl zusammen. Bis zu seinem Tod im Jahr 2000 waren sie ein Paar.

Schreiben konnte Mayröcker immer nur zu Hause. Seit 1951 lebt sie in Wien im selben Haus. Ihre Bücher erschienen immer in kleinen Auflagen. Keine einfache Lektüre. Mittlerweile hat sie zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Der Große Österreichische Staatspreis für Literatur (1982) und der Büchner-Preis (2001) sind nur die bedeutendsten.

Grenzen zwischen Prosa und Lyrik zerfließen in ihren Texten. Dichte, private Assoziationsketten, die sich der schnellen Lektüre sperren. Geschichten erzählen wollte sie nie. "Mir geht es immer nur um die Sprache." Gerade ist mit "cahier" der zweite Band einer groß angelegten Alterstrilogie erschienen, der ihre im vergangenen Jahr veröffentlichten "études" fortschreibt. cahier. Suhrkamp Verlag , 192 Seiten, 19,95 Euro.

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