Weiter geht's mit der Kulturfabrik

St Ingbert · Durch einen Streit um Mehrkosten stand die Kulturfabrik „Neue Baumwollspinnerei“ in St. Ingbert zuletzt auf der Kippe. Gestern wurde ein Ergänzungsvertrag zwischen der Stadt und dem Bauherren unterzeichnet, der das Projekt retten soll.

Das Jahr 2015 möchte die Stadt St. Ingbert gerne groß feiern. Der 100. Todestag ihres berühmten Sohnes Albert Weisgerber steht schließlich an. Was wäre schöner, als in diesem Jahr die "Neue Baumwollspinnerei" mit einer Werkschau Weisgerbers zu eröffnen? Aber die künftige Kulturfabrik wird dann noch nicht so weit sein. Das Leuchtturmprojekt der Mittelstadt braucht noch Zeit. Aktueller Fertigstellungstermin: August 2016. Was den Weisgerber-Freund betrüben mag, sorgt an anderer Stelle für Erleichterung. Denn auf der Baustelle Baumwollspinnerei ist seit knapp einem Jahr kein Arbeiter mehr gesichtet worden. Der Streit um Mehrkosten überlagerte das Projekt. Nicht einmal der zu Jahresbeginn hinzugezogene Mediator schien die Differenzen unter den beteiligten Parteien bereinigen zu können. Auch St. Ingbert fürchtete seinen vierten Pavillon.

Doch jetzt ist erst einmal (fast) alles gut und Weisgerber könnte, wenn schon nicht im 100. Todesjahr, so doch in der Folge wieder einen Platz in der Stadt finden. Und mit ihm große Ausstellungen, mit denen sich das alte Museum seinerzeit einen Namen gemacht hatte. Stadt, Bauherr und Miteigentümer Werner Deller, Mediator Dieter Quack aus Saarbrücken und die Arbeitsgemeinschaft aus Ottweiler Baugesellschaft (OBG) und Enerventis haben gestern im St. Ingberter Rathaus detailliert über den Ergänzungsvertrag Auskunft gegeben, den die drei Parteien vor wenigen Tagen unterzeichnet und damit neues Leben in das fast tot geglaubte Projekt gehaucht haben (die SZ berichtete). Die Zusatzvereinbarung regelt nun Mehrkosten in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro. Das Land springt mit 950 000 Euro bei, die Stadt gibt 700 000 Euro, Bauherr Deller die restlichen 850 000 Euro. Auch die Baufirmen treten nach den Worten des Mediators von Forderungen zurück. Damit soll aber auch ein Deckel auf die Kosten des dann 17-Millionen-Projekts gelegt werden. Zu einem "fairen Umgang" haben sich die Parteien in ihrer Vereinbarung verpflichtet.

Die Mehrkosten waren unter anderem entstanden durch Unwägbarkeiten, die sich im Bauprozess im denkmalgeschützten Gemäuer gezeigt hatten. Auch Vorgaben der Aufsichtsbehörden etwa beim Brandschutz taten das ihre. Zudem war St. Ingberts Oberbürgermeister Hans Wagner , der das Projekt von seinem Vorgänger geerbt hatte, ein erklärter Gegner. Und auch der Bauherr dürfte sein Scherflein zu den Verzögerungen beigetragen haben. Jedenfalls hatte die OBG zwischenzeitlich mehr Entscheidungsfreude angemahnt.

Sollte mit dem neuen Vertrag ein Scheitern des Projekts tatsächlich verhindert sein, wäre neben dem enormen Imageschaden für die Stadt auch ein hoher finanzieller Schaden gebannt. Und Weisgerber könnte in seiner Geburtsstadt in absehbarer Zeit wieder den Platz bekommen, der ihm gebührt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort