Triumph der Emotionen: Die Bartoli als Norma in Salzburg

Salzburg · 2013 lief die Inszenierung der Bellini-Oper „Norma“ bereits bei den Salzburger Pfingstfestspielen. Nun haben auch die Festspiele sie ins Programm genommen – samt der überragenden Cecilila Bartoli.

 Eine Oper um Liebe, Liebesverrat und Opfertod: Cecilia Bartoli als Norma. Foto: Hans Jörg Michel

Eine Oper um Liebe, Liebesverrat und Opfertod: Cecilia Bartoli als Norma. Foto: Hans Jörg Michel

Foto: Hans Jörg Michel

Der Feuerzauber im Haus für Mozart ist gewaltig. Da brennt am Ende ein ganzes Schulhaus. Drinnen sitzt ein Paar an Stühle gefesselt inmitten von Möbeln, die zum Scheiterhaufen geschichtet sind. Das Beklemmende daran: Niemand stellt diesen Tod in Frage, nicht mal die beiden selbst. Vincenzo Bellinis "Norma" kommt dem, was heute an Wahnsinn triumphiert, gefährlich nahe. Auch wenn es von den Regisseuren Moshe Leiser und Patrice Caurier in jene Kriegsjahre verlegt wurde, in denen die römischen Besatzer des Librettos im wahren Leben deutsch gesprochen haben.

Und sie haben das ziemlich klug gemacht. Auf die eine Sängerin zugeschnitten, das schon. Aber es ist doch mehr als nur eine szenische Garnierung für einen Starauftritt. Die Geschichte wurde ins besetzte Frankreich des Zweiten Weltkrieges verlegt. Wobei die Résistance ziemlich barbarisch im Umgang mit den eigenen Leuten wegkommt. Der innere Konflikt Normas zwischen ihrem Amt und der heimlichen Liebe zum Anführer der Feinde bleibt aufs Kammerspielformat und die Vorderbühne konzentriert. Als Priesterin plädiert sie mit Augenmaß gegen jedes sinnlose Opfer. Doch als betrogene Frau ruft sie ohne Rücksicht auf Verluste (auch den des eigenen Lebens) den Aufstand aus.

Für diesen Triumph der Emotionen ist Bartoli genau die Richtige. Zumal "Norma" vor allem eine Oper um einen Superhit bleibt: "Casta Diva" und die Callas haben dafür gesorgt, dass dieses gruselige Belcanto-Schmuckstück nicht im Orkus des Vergessens verschwunden ist. Und natürlich eine Paraderolle für eine Sängerin vom Format einer Bartoli, deren Wirken als künstlerischer Leiterin der Salzburger Pfingstfestspiele diese Produktion zu verdanken ist. Und die verschlägt einem den Atem! So sicher und perfekt, so verinnerlicht und wenig auf Showeffekte hin wird das Gebet an die Mondgöttin live wohl nirgends gesungen. Koloraturen, die aus dem Inneren kommen und etwas meinen, sind eine Seltenheit.

Dabei ist auch das Ensemble um sie herum fantastisch. Allen voran John Osborn als Pollione. Oder die hauchzarte Rebeca Olvera als Adalgisa. Im Graben begeistern Giovanni Antonini und das Orchestra La Scintilla der Oper Zürich. Jubel für ein schön eingefasstes Festspieljuwel namens Cecilia Bartoli .

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