Saar-Musikschulen schlagen Alarmglocke

Saarbrücken · Öffentliche Musikschulen müssen bei schrumpfenden Mitteln immer mehr leisten – so sieht es der Landesverband Saar der Deutschen Musikschulen und fordert Veränderungen.

 Thomas Kitzig

Thomas Kitzig

Foto: Iris Maurer

Nein, ein Hilferuf ist es nicht. Wohl aber ein dringlicher Appell, um die Öffentlichkeit und politischen Entscheidungsträger wachzurütteln: Gestern hat der Landesverband Saar des Verbands Deutscher Musikschulen (VdM) ein Positionspapier veröffentlicht, das einen stetig steigenden Arbeits- und Finanzaufwand konkretisiert - begleitet von der Forderung, dass etwas getan werden muss.

Das Problem sind wachsende Anforderungen, die sich für öffentliche Musikschulen durch das zusätzliche Arbeitsfeld "Musikpädagogischer Unterricht in Kitas und Schulen" ergeben. Dabei geht nicht um die klassische Früherziehung, die lediglich räumlich ausgelagert ist, aber Teil des klassischen Kernangebots der Musikschulen ist. Der finanzielle, personelle und logistische Mehrbedarf ergibt sich vielmehr aus der wachsenden Zahl von "Kooperationsprojekten" mit und in Kitas und allgemeinbildenden Schulen. Seit dem Jahr 2000, als entsprechende Pilotprojekte starteten, ist der prozentuale Anteil dieser Kooperationen auf durchschnittlich 42 Prozent geklettert - saarlandweit werden aktuell 3961 Kindergartenkinder und Grundschüler von Lehrkräften der insgesamt sieben im VdM Saar organisierten Musikschulen unterrichtet. Ziele sind etwa die spielerische Vermittlung musikalischer Grundlagen und vor allem die Stärkung sozialer Kompetenzen.

Eine niederschwellige Breitenförderung also, die politisch gewollt sei, sagt Thomas Kitzig, Leiter der Musikschule Saarbrücken , und bei der das Saarland eine Vorreiterrolle einnehme: "Wir wollen hier nachhaltig etwas aufbauen und müssen stärker in die Schulen gehen!" Unter den gegeben Umständen sei das jedoch nicht zu realisieren, auch wenn man Sponsorenmittel einsetze und Schulfördervereine oder Musikschul-eigene Fördervereine einspanne - allein der Erhalt des Status Quo komme einer Mittelkürzung gleich. Angesichts des steigenden Verwaltungs- und Finanzaufwands sowie Moderationsbedarfs, der sich durch die Konzeption und Leitung von Projekten, Fortbildungen, Organisationspflichten und Beratung der Partner ergebe, fordert der VdM Saar daher mehr Unterstützung und adäquate Rahmenbedingungen: Anpassung der Mittel und Strukturen sowie mehr qualifizierte Lehrkräfte, lautet etwa die Bitte an die Träger (Kommunen und Landkreise).

Auch das Land sieht man in der Pflicht - nicht nur finanziell. Den aktuellen Landeszuschuss für alle saarländischen VdM-Musikschulen beziffert Kitzig auf 323 000 Euro. Die letzte Erhöhung liege jedoch 32 Jahre zurück, so dass inflationsbereinigt nur noch ein Fünftel der Mittel von 1982 zur Verfügung stehe. Außerdem bedürfe es angesichts der veränderten Bildungslandschaft (G8, Nachmittagsunterricht, Ganztagsbetreuung) gesetzlicher Rahmenbedingungen, die eine echte partnerschaftliche Zusammenarbeit von Schulen und Musikschulen ermöglichten - so etwa den Besuch des Instrumentalunterrichts während der Schulzeit und/oder in der Schule. Kitzig: "Die Schulen müssen sich öffnen und durchlässiger werden!"

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