Hannes Wader in Saarbrücken: die Faust und der Mittelfinger
Saarbrücken · Ein Mann, eine Gitarre , viele Geschichten: Bei seinem Auftritt in der nahezu ausverkauften Saarbrücker Congresshalle zeigte Hannes Wader am Dienstagabend einmal mehr, weswegen er zu den führenden Liedermachern gehört.
Dabei schien die bei seinen Ansagen sonst so lässig eingeworfene Ironie einer gewissen resignierten Bitterkeit gewichen zu sein. Immer wieder rieb sich der gebürtige Bielefelder nachdenklich durch den ergrauten Vollbart oder über die hohe Denkerstirn. Schaute seine Gitarre an, als solle sie ihm Antworten liefern. Immer wieder ließ der 72-Jährige auch das Alter einfließen. Nicht nur im "Lied vom Tod" sprach er vom "Abnippeln"; die Idee zum Stück "Hotel zur langen Dämmerung" von 1976 sei ihm in einem Hotel in Portland , Oregon, gekommen, erzählte er. Es gäbe auch noch ein Portland im US-Bundesstaat Maine. "Aber ob ich da nochmal hinkomme?". Beim "Griechischen Lied" warf er ein: "In Griechenland war ich noch nie und werde es vielleicht auch nie."
Wader entlockte seiner Akustik-Gitarre irische und griechische Klänge, Reggae und verließ sich sonst auf das Zusammenspiel von Lyrik und Gesang. An Antikriegs- und Antikapitalismus-Liedern mangelte es nicht. In "Wo ich herkomme" zeigte er der so genannten Unterschicht die solidarisch gehobene Faust - und der Oberschicht den gestreckten Mittelfinger. Mit "Sag mir, wo die Blumen sind", im Chor mit dem Publikum gesungen, gelang am Ende ein Finale mit kollektiver Gänsehaut.