Glaube, Liebe, Hoffnung

Saarbrücken · In ihrer neuen multimedialen Performance „Credo“ wagen „Die Redner“ die Auseinandersetzung mit den großen Weltreligionen. Sie stellen Fragen nach persönlichem Glauben, aber auch nach dem Zusammenhang von Religion und Gewalt. Premiere ist am Samstag in der Alten Feuerwache in Saarbrücken.

 Die ,,Redner“ Oliver Strauch (am Schlagzeug) und Florian Penner (am Bass) mit ihren Gastmusikern bei den Proben zur neuen Performance „Credo“. Foto: Rich Serra

Die ,,Redner“ Oliver Strauch (am Schlagzeug) und Florian Penner (am Bass) mit ihren Gastmusikern bei den Proben zur neuen Performance „Credo“. Foto: Rich Serra

Foto: Rich Serra

"Ich denke, mein Glaube macht mich zu einem besseren Menschen." Diesen Satz sagt der afghanisch-deutsche Religionsphilosoph Ahmad Milad Karimi in der Redner-Performance "Credo". Es sind intime, persönliche Statements wie diese, die "Die Redner" Oliver Strauch und Florian Penner zusammengetragen haben. Aber auch theoretisierende, komplexe Ausführungen zum Teil bekannter, auch berühmter Menschen über die eigene Religion und das jeweilige Gottesbild (insofern es denn existiert) sind in die aufwändig recherchierte neue Performance eingeflossen.

In ganz Deutschland waren die beiden unterwegs, haben Moscheen, Synagogen, Kirchen und das Kloster Münsterschwarzbach in Oberfranken besucht, wo ihnen Pater Anselm Grün und Mönche Rede und Antwort standen. Außerdem zu Wort kommen in aktuellen Interviews mit den ,,Rednern" oder als Mitschnitt historischer Reden zum Beispiel der katholische Theologe Eugen Drewermann , die Philosophen Martin Heidegger (1889-1976) und Peter Sloterdijk , die junge Nobelpreisträgerin und Muslimin Malala, der Buddhist Mahatma Ghandi, der Mannheimer Iman Talat Kamran oder Rabbi Joel Berger von der jüdischen Gemeinde Stuttgart.

Im erprobten Wechselspiel aus Sprache, Elektronik und Livemusik entsteht wieder eine "Redner-typische" kunstvoll-filmische Reise durch die Geschichte und die Gegenwart. Wer Probenausschnitte gesehen hat, könnte sich in eine Art multimedialen Gottesdienst versetzt fühlen. Dann wieder wird es sehr philosophisch. Immer aber wird vom Publikum verlangt, hellwach zu sein für die Fülle an Informationen, Musik und visuellen Eindrücken, die gleichzeitig auf den Zuschauer einströmen.

Dieses Mal stellen "Die Redner" existenzielle Fragen. Vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise sind sie aktueller denn je, geht es doch um das Zusammenleben der Religionen , um Toleranz, Achtung, Verständnis. "Wir hatten für die Interviews einen festen Fragenkatalog entwickelt", erläutert Percussionist Oliver Strauch. "Vor allem die subjektive Erfahrung des Glaubens hat uns interessiert, jenseits aller Klischees", ergänzt Florian Penner. Die Gesprächspartner sollten neben ihren persönlichen, spirituellen Erfahrungen mit Religion auch über deren Verhältnis zu Gewalt und Politik reflektieren.

Auch dieses "Redner"-Projekt ist mehr als eine Kunst-Aktion. Immer geht es auch ein Stück weit um Utopie. Darum, die Welt besser zu machen. Und immer sind die Künstler auch persönlich sehr involviert. "Wenn man sich so intensiv mit dem Thema Religion beschäftigt, überdenkt man vieles", erzählt Penner. Strauch stimmt zu: "Die Recherche hat auch Spuren bei uns hinterlassen."

Künstlerisch arbeiten die beiden wieder auf gewohnt hohem Niveau und haben sich mit Julien Blondel (Cello), Kaori Nomura (Klavier) und Jean-Pascal Buffo bewährte Gäste eingeladen. Percussion- und Jazz-Musikprofessor (an der Saar-Musikhochschule) OliverStrauch kümmert sich um die musikalische Umsetzung - zu hören sein werden viele Elemente aus der orientalischen Musik und Rhythmik, was das Mystische von "Credo" noch unterstreicht. "Es gibt viele musikalische Berührungspunkte zwischen den verschiedenen Religionen und Kulturen", findet er. Multimedia-Künstler Penner sorgt mit einem größeren Team für die Umsetzung der Filminstallationen. Der Leiter der Sparte4, Christoph Diem, begleitet die Produktion dramaturgisch.

Egal, was und ob man glaubt - "Credo" verspricht eine Fülle von Anregungen für die Auseinandersetzung mit Religionen , die gerade eine Renaissance zu erleben scheint.

Premiere von "Credo" in der Alten Feuerwache am Sa (19.30 Uhr). Weitere Termine: 31. Oktober, 5.,6.,14.,17. November, 17. und 20. Dezember. Karten:

Tel. (06 81) 30 92 486. Trailer und Hintergründe auf der Redner-Homepage:

www.die-redner.de

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