Bunter Blick auf die Saar-Geschichte

Saarbrücken · Plakate der 60er und 70er Jahre zeigt das Historische Museum Saar in Saarbrücken ab Sonntag: Mal strenge, mal knallige Motive zeichnen die Geschichte des Saarlandes dieser Zeit nach.

 Plakate von gestern, die für Kultur werben – mit einer mitunter etwas strengen Grafik. Fotos: Historisches Museum Saar

Plakate von gestern, die für Kultur werben – mit einer mitunter etwas strengen Grafik. Fotos: Historisches Museum Saar

 Ein Werbeplakat für Franz-Josef Röder, Ministerpräsident des Saarlandes von 1959 bis 1979.

Ein Werbeplakat für Franz-Josef Röder, Ministerpräsident des Saarlandes von 1959 bis 1979.

Da steht der junge Oskar Lafontaine auf dem St. Johanner Markt, die Einkaufstüte gut gefüllt mit Obst, Gemüse und einem symbolträchtigen Baguette - mit solch einem Plakat machte die SPD Wahlkampf in den Siebzigern. Die CDU wiederum setzte lange auf Abbildungen der Saarbrücker Stadtautobahn, um für ihre Politik zu werben - heute unvorstellbar.

Wahl-, Werbe- und Veranstaltungsplakate der 60er und 70er Jahre sind unter dem Titel "Saargeschichte plakativ" ab Sonntag im Historischen Museum Saar als Sonderausstellung zu sehen und nehmen die Besucher mit auf eine Zeitreise. Wobei Museums-Chef Gerhard Ames einräumt, dass dieser Zeitabschnitt aus formalen Gründen gewählt wurde; so hätten die Jahre von 1965 bis 1975 thematisch weitaus mehr miteinander zu tun als mit dem Beginn der Sechziger, den Ames als Ausläufer der biederen 50er Jahre ansieht.

Doch auch der gesellschaftliche Umschwung, der meist mit 1968 in Verbindung gebracht wird, lässt sich anhand der Plakate gut nachvollziehen: Sie wurden damals immer bunter und ausladender. Rund 130 Exponate erzählen von der spezifischen saarländischen Situation der so genannten Röder-Jahre kurz nach der Wiedereingliederung - Franz-Josef Röder war an der Saar Ministerpräsident von 1959 bis 1979 und blickt in der Ausstellung gleich mehrfach von der Wand. Besucher erleben zum einen den aussichtslosen Kampf von Saar-Produkten wie den Zigarettenmarken Lasso und Halbe Fünf gegen die erdrückende bundesdeutsche Konkurrenz. Zum anderen zeugen die Plakate auch vom großen kulturellen Angebot dieser Epoche, oft begünstigt durch die Ideenschmiede des Saarländischen Rundfunks.

Die Ausstellung soll das Museum näher an die Jetztzeit heranführen, hofft Ames. Außerdem soll an die vor 20 Jahren gezeigten Plakate aus den Jahren 1945 bis 1960 angeknüpft werden. Fündig wurden die Museumsmitarbeiter im Stadt- und Landesarchiv, beim Saarländischen Rundfunk und in der eigenen Sammlung. Lehrreich ist der Blick in die Geschichte mittels der Plakataussagen allemal. An vielen Stellen wird die besondere Rolle des Saarlandes als Brückenbauer in den internationalen Beziehungen deutlich: Sei es die Städtepartnerschaft mit dem damals sowjetischen Tbilissi oder die deutsch-polnische Woche im Jahr 1978. "Das Plakat hat sich als dankbarer Partner erwiesen", sagt der Museumschef und meint damit, dass kaum ein anderes Medium gesellschaftliche und politische Stimmungslagen so aufs Wesentliche fokussieren kann - ganz plakativ eben. Nicht zu vergessen der Aspekt, dass sich unter den Exponaten einige Kunstwerke verbergen wie etwa das Plakat des Grafikers Karl Lothar Hildebrand für ein Gastspiel Helmut Qualtingers, das mit dem bloßen Schriftzug die massive Bühnenpräsenz des großen Kabarettisten widerspiegelt.

Bis 6. September. Eröffnung: Sonntag, 11 Uhr, mit einem Vortrag des Historikers Dietmar Hüser. Kontakt und Infos:

Tel. (06 81) 506 45 01 und www.historisches-museum.org

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