Cleverer Rap von der Saar: Drehmoment in der Garage

Saarbrücken · "Wie willst du die Menschen überhaupt erreichen, mit Inhalt? Du hast ja noch nicht mal eine Maske!", mahnt die böse Stimme aus dem Off am Freitagabend im Kleinen Klub der Saarbrücker Garage. Mit dem selbstironischen Intro benennt der saarländische Rapper Drehmoment gleich ein Dilemma der deutschen HipHop-Welt: Um sich von der Masse der Rapper abzuheben, braucht es meist ein Schock-Element, das die Medien gerne aufgreifen - Texte allein reichen nicht.Trotzdem sind 200 Fans zur Präsentation von Drehmoments fünfter CD namens "Pffh" gekommen.

Der Schweiß tropft von der Decke des Klubs, während Markus Trennheuser, so Drehmoment bürgerlich, seinen Standpunkt im Staccato rappte. Für die "Gangsta" im Rap sei er zu weich, für die Studenten zu abgedreht, sagte der 31-Jährige, ein Kulturwissenschaftler mit Abschluss. Mit Pöbeleien à la Bushido möchte Trennheuser nichts zu tun haben. "Nix mehr mit Sinn" habe heutzutage noch eine Chance im Hip-Hop, "es werden Fressen poliert, Trash funktioniert" - so heißt es im Song "Ich mach nicht auf". Drehmoments Frage ans friedliche Publikum, ob es denn schon Schlägereien gab, nimmt das Rüpel-Gehabe des Rap ironisch auf die Schippe. Dennoch will Drehmoment jetzt nicht zum Liebling der Schwiegermütter aufsteigen - das neue Album ist härter als seine melancholischeren Vorgänger. Beim Song "Aufstand" konnte er den bekannteren Kollegen Gentleman zu einer Zusammenarbeit bewegen - mit "Pffh" hat Drehmoment einen Schritt nach vorne gemacht, wie auch die Beifallsstürme im Klub beweisen.

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