Reise Richtung Ruhrpott

Saarbrücken · Mitte Juni bricht das Saarbrücker Theaterschiff „Maria-Helena“ zu großer Fahrt auf. Der alte Kohlekahn wird im Saarland, Lothringen, Luxemburg und Nordrhein-Westfalen anlegen und dort das industrielle Erbe des Bergbaus weitertragen – mit Filmen, Vorträgen, Lesungen.

 Das Plakat zum Projekt, entworfen vom Saarbrücker Bureau Stabil, zeigt die Route der Reise auf dem Wasser. Foto: Bureau Stabil

Das Plakat zum Projekt, entworfen vom Saarbrücker Bureau Stabil, zeigt die Route der Reise auf dem Wasser. Foto: Bureau Stabil

Foto: Bureau Stabil
 Das Theaterschiff „Maria-Helena“ auf der Saar. Foto: Bellhäuser

Das Theaterschiff „Maria-Helena“ auf der Saar. Foto: Bellhäuser

Foto: Bellhäuser

Meist ruht sie bedächtig auf der Saar, nicht weit von der Alten Brücke in Saarbrücken . Doch ab Mitte Juni geht die "Maria-Helena", heute Theaterschiff, früher Kohlekahn, auf große Fahrt. "Feuer und Stahl - Kino & Kunst im Kohlekahn" ist das Motto der Reise, die eine Bildungsvermittlungs-Reise sein soll - und wohl auch ein bisschen Werbung für die Kultur der Großregion im Ruhrpott, der sich bei Kohle /Stahl auskennt und damit ein nahe liegendes Ziel ist.

Im Schiff und an den elf Anlegestellen zwischen Saarbrücken und Dortmund wird je zwei Tage lang Kultur geboten, die sich auf unser industrielles Erbe bezieht, den Bergbau: mit Filmdokumenten, Reportagen, Musik, Lesungen, Vorträgen und einer Videoinstallation - insgesamt 62 Veranstaltungen in Saarbrücken , Saargemünd, Merzig, Schengen, Thionville, Köln, Düsseldorf, Duisburg, Oberhausen, Recklinghausen und Dortmund.

Ausgedacht hat sich das Projekt das Saarländische Filmbüro, vorgestellt hat es Kulturminister Ulrich Commerçon (SPD ) gestern im Bauch der "Maria-Helena". Bei dieser Reise entlang der alten Kohleroute wolle man einen "Blick zurück und nach vorn" werfen und dabei eines vermeiden: "ein Rührstück folkloristischer Traditionspflege". Vielmehr gehe es um die "Bewahrung unseres industriekulturellen Erbes" und um das, "was unsere Gesellschaft aus ihrer Vergangenheit gewonnen hat und für die Gestaltung der Zukunft lernen kann". 150 000 Euro kostet diese Unternehmung, die Hälfte davon steuert die RAG-Stiftung bei, 40 000 kommen vom Saar-Kulturministerium, 15 000 von den Saarland Medien, 20 000 von Sponsoren, dem FilmFund Luxemburg und anderen.

Was wird geboten? Am 18. Juni beginnt "Feuer und Stahl " in Saarbrücken mit dem Eröffnungsfilm "Göttliche Lage" über die Umfunktionierung eines Stahlwerk-Geländes in Dortmund zum Wohngebiet; tags drauf gibt es einen Vortrag über "Filme - Industriegeschichte - Großregion", zudem läuft der Film "Inmitten von Deutschland", die Chronik einer Zeche und ihrer Siedlung - die Regisseurin Gabriele Voss wird dabei sein. In Merzig liest der Schauspieler Helmut Krauss aus dem Buch "Kohle , Stahl & Klassenkampf". Außerdem ist G.W. Papsts Unter-Tage-Filmklassiker "Kameradschaft" von 1931 zu sehen - sowie die Dokumentation "Hermann Röchling und der Krieg als industrielle Herausforderung". In Schengen liest Reinhard Klimmt aus seinen Büchern "Halbe Fünf und ganze Kerle" und "Auf dieser Grenze lebe ich", zudem laufen historische Filme und Reportagen zum luxemburgischen Bergbau und der Stahlgewinnung - aus dem Archiv des Centre de l'audiovisuell (CNA) Luxembourg. Mit Kohle und Stahl hat Autor Charles Bukowski zwar nichts zu tun, aber wenn Schauspieler Martin Brambach Bukowski liest (4. Juli in Köln), sollte das ein guter Abend werden.

Nebenbei will die Großregion auch abseits der Kohlethematik jenseits ihrer Grenze für sich werben - vor allem in filmischer Hinsicht: In Düsseldorf stellen die Saarland Medien ihr Drehort-Verzeichnis vor, den "Location Guide"; in Duisburg und Oberhausen laufen Filme aus dem Großregion-Filmwettbewerb "Créajeune".

Die finale Veranstaltung ist am 14. Juli in Dortmund mit einem interessanten Experiment: Ein "Dunkelkonzert" will der Frage nachgehen, ob man Strukturwandel hören kann - und beantwortet sie mit einer Klangcollage von Industriegeräuschen. Danach geht es mit der "Maria-Helena", auf ihrem langen Weg von drei Kapitänen gesteuert, zurück an die Saar.

Der Eintritt zu den meisten Veranstaltungen ist frei, das gesamte Programm findet man in den nächsten Tagen unter www.feuer-und-stahl.de

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