Das Spiel mit den Formen

Saarbrücken · In ihrem Atelier nimmt Gabriela von Habsburg das Schweißgerät zur Hand und bearbeitet dicke Stahlplatten. Einige der Arbeiten der Enkelin des letzten österreichischen Kaisers sind jetzt in Saarbrücken zu sehen.

 Gabriela von Habsburg und ihre Skulpturen. Foto: Oliver Dietze

Gabriela von Habsburg und ihre Skulpturen. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Zierlich ist Gabriela von Habsburg. Müsste man raten, welche Kunst sie begeistert, man würde auf Malerei tippen. Weit gefehlt: Im Atelier nimmt sie Schweißgerät und Winkelschleifer zur Hand und bearbeitet Stahlplatten. Ihr Name ist kein Künstlername: Von Habsburg ist die Enkelin des letzten österreichischen Kaisers. Geboren wurde sie in Luxemburg, aufgewachsen ist sie in Bayern. Nach einem Philosophie-Studium lernte sie Ende der 1970er-Jahre an der Akademie der Bildenden Künste in München. Zwischen 2001 und 2009 war sie Professorin an der Kunstakademie in Tiflis, seit 2014 hat sie einen Lehrstuhl an der Visual Art and Design School in der georgischen Hauptstadt inne, längst ihre zweite Heimat.

Neben der Großplastik vor dem georgischen Parlament stammt auch das Denkmal an das Paneuropäische Picknick vom 19. August 1989 bei Sopron von der Künstlerin. Damals war 661 DDR-Bürgern die Flucht gelungen - der Anfang vom Ende der DDR. Die Monumentalarbeit ist ein zehn Meter hoher stilisierter Stacheldraht, der aus der Erde zu ragen scheint.

In Saarbrücken zeigt die Galerie m. beck aus Homburg Habsburgs kleinformatige Edelstahl-Plastiken und eine mittelgroße aus rostendem Stahl. Die Formen ragen in den Raum, durchschneiden einander, öffnen und schließen sich und spielen mit Licht und Schatten. Was erst eintönig und einfach wirkt, entwickelt sich schnell zum visuellen Abenteuer und zur Herausforderung an den Betrachter, die Formen und den Raum genau zu erfassen. Leider lässt das die Ausstellung nicht ganz zu, denn dazu müsste man die Objekte umrunden können, was aber in den Bürofluren des Hauses der Unternehmensverbände nicht möglich ist. Das Berühren der Werke ist aber erwünscht. So kann man ihre Lage verändern, immer neue Blickwinkel ausprobieren. Im oberen Stockwerk zeigt die Künstlerin Lithografien: Gedankenexperimente , oft Vorstudien zu den Objekten im Erdgeschoss. Schön wäre eine Gegenüberstellung gewesen, doch das ließ der Platz nicht zu.

Bis 28. November. Harthweg 15, Sb. Tel. (06 81) 95 43 40.

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