Kleine Küchen für die Emanzipation: Das Bauhaus in Tel Aviv

Saarbrücken · Es ist ein bisher wenig beachtetes Kapitel israelischer Architekturgeschichte : Mit der heraufziehenden Machtübernahme der Nationalsozialisten kamen ab 1932 auch rund 20 Studenten und Meisterschüler des Bauhauses von Dessau nach Israel.

Viele ließen sich in Tel Aviv und Jaffa nieder. Sie schufen bis 1948 rund 4000 Gebäude im Bauhaus-Stil und begründeten mit den weißen Fassaden den Ruf Tel Avivs als "Weiße Stadt". Seit 2003 gehören die Gebäude zum Unesco-Weltkulturerbe.

Die kleine Ausstellung "Bauhaus - Mythos und Wirklichkeit" in der Architektenkammer des Saarlandes (Neumarkt 11 in Saarbrücken ) beleuchtet die entstandene Bauhaus-Architektur der Stadt. Mit Hilfe von Schautafeln und Fotografien werden Geschichte und Entwicklung des Bauhauses in Tel Aviv nachgezeichnet. Geprägt sind die zwei- und dreigeschossigen Bauten von schmucklosen Fassaden, kubischen Elementen, schmalen Fensterbändern und Asymmetrien. Nur Anpassungen an das heiße Klima veränderten dabei den tradierten Bauhaus-Stil.

Für die Stadt war die Immigration der Architekten nicht nur wegen des ästhetischen Reizes ein Glücksfall. Die Bauhaus-Architekten waren Idealisten und soziale Utopisten. Aufbauend auf der Idee einer Gartenstadt wollten sie den urbanen Raum in eine lebenswerte Oase verwandeln. Parks und Gärten sollten für Erholung sorgen und zum Plausch einladen. Auch die Flachdächer waren als sozialer Raum für die Bewohner vorgesehen. Um Platz für größere Wohn- und Esszimmer zu schaffen, wurden die Küchen möglichst klein geplant. Das sollte auch den Aufenthalt der Frauen am Herd kurz halten. Bis 2. Dezember. Mo-Do: 8.30-16.30 Uhr, Fr: 8.30-14.30 Uhr.

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