17 000 Besucher feiern beim Auftakt des Rocco del Schlacko auf dem Püttlinger Sauwasen

Püttlingen · Hitze, Sonne und wolkenloser Himmel beim Start des diesjährigen Rocco del Schlacko-Festivals. KIZ, The Offspring und Kraftklub sorgten am ersten Tag für Stimmung auf dem Püttlinger Sauwasen.

 „Wett-Stagediving“: Die fünf Jungs von Kraftklub rockten mit den 17 000 Besuchern auf dem Rocco del Schlacko sehr publikumsnah. Fotos: Becker&Bredel

„Wett-Stagediving“: Die fünf Jungs von Kraftklub rockten mit den 17 000 Besuchern auf dem Rocco del Schlacko sehr publikumsnah. Fotos: Becker&Bredel

 Keith Richards? Nein, Noodles, Gitarrist von The Offspring.

Keith Richards? Nein, Noodles, Gitarrist von The Offspring.

Die Sonne knallt am Donnerstagnachmittag auf das Festivalgelände des Rocco del Schlacko . Keine Wolke in Sicht. Die Musikmischung am ersten Festivaltag ist bunt - mit Hip Hop, Punk- und Indie-Rock ist für fast jeden etwas dabei. 17 000 schwitzende Körper - ob noch mit durchnässten T-Shirts bekleidet oder bereits oberkörperfrei - bewegen sich bei Temperaturen weit über 30 Grad vor der Sauwasener Hauptbühne zu den Beats von KIZ. Auch ein Plüschwiesel, ein Gummiaffe und eine Gummikuh sind mit von der Partie und zappeln über den Köpfen der Festivalbesucher was das Zeug hält. Zwischendurch fliegt ein Bierbecher durch die Luft und sorgt kurzzeitig für klebrige Abkühlung. Immer und immer wieder hallt das Wort "Hurensohn" über den Platz. Kaum ein Schimpfwort wird von den Berliner Hip-Hoppern ausgelassen. Die Texte von den KIZ-Rappern Tarek, Maxim und Nico sind provokant, zugleich aber auch selbstironisch.

Weiter hinten liegen bereits ein paar erschöpfte Festivalbesucher auf einem Meer aus gehäckseltem Holz und Stroh und sammeln Kraft für den Abend. Die Hitze laugt viele aus. Bereits 300 Leute mussten am ersten Tag laut DRK behandelt werden. 24 von ihnen seien sogar ins Krankenhaus eingewiesen worden: Überwiegend wegen Hitzekollaps oder Stürzen auf dem Festivalgelände .

Der Rest ist aber fit für The Offspring. Als die in die Jahre gekommene Punkrock-Band aus Kalifornien endlich auf der Bühne steht, geht im Publikum die Post ab. Der Gummiaffe verliert schon nach den ersten zwei Minuten an Luft, die Menge bebt. Schnell wird Staub aufgewirbelt und die Hartgesottenen pogen. Zwar sind Sänger Dexter Holland und Gitarrist Noodles äußerlich kaum wiederzuerkennen, aber ihre Frisur aus den 1990er Jahren haben die Opis behalten. Viel bewegen wollen sich die Musiker nicht, es ist ja auch viel zu heiß. Einen Song nach dem anderen spielen sie runter, so richtig Stimmung will auf der Bühne nicht aufkommen, aber dafür sorgt das Publikum mit Bier und Gegröle einfach selbst. Allein der Sound mit Dexters junggebliebener, frecher Stimme scheint den Besuchern zu reichen. Nach 30 Minuten ein Lichtblick, die alten Herren versuchen endlich mit dem Publikum zu kommunizieren. "Hallo Deutschland!", ruft Dexter. Lautes Gekreische und Gejubel aus dem Publikum. Weiter geht es mit bekannteren Songs wie "Self Esteem", "Pretty Fly" oder "Want You Bad". Gitarrist Noodles versucht sogar einen kleinen Luftsprung - zu viel für ihn. Er bleibt wie der Rest der Band wieder unten, die Luft ist langsam raus.

Zeit für Frischfleisch, und das kommt dann auch nach einer halben Stunde Bühnenumbau: Die Jungs von Kraftklub betreten die Bühne und schon nach ein paar Sekunden ist klar - jetzt wird endlich richtig gerockt. Der Funke springt über. Die Stimmung ist gewaltig, wer bei The Offspring noch leicht mitwippte, feiert jetzt bis zum Umfallen mit. Die fünf Jungs aus Chemnitz mischen Indie, Rock und Rap miteinander. Sie sind publikumsnah, laden später zum Flunkyballspielen, einem Trinkspiel, auf dem Campingplatz ein und wollen nicht nur Musik machen, sondern alle mit der Show in ihren Bann ziehen. Sänger Felix Brummer animiert zum Mitklatschen, Hüpfen und versetzt das Publikum regelrecht in Ekstase.

Wer damit rechnete, am Abend endlich mal ein wenig kühlere Luft zu erwischen, hat sich getäuscht. Die 30-Grad-Marke wird in der Menge deutlich überschritten, der Schweiß rinnt. Auch Felix Brummer wird es wohl langsam zu heiß, er fordert alle auf, ihre T-Shirts auszuziehen. Er zieht auch selbst obenrum blank. Die Menge kann nicht genug kriegen, befindet sich im Rausch. Der Auftritt soll am besten nie enden. Kraftklub zieht weiter ihre Show mit bengalischen Feuern, Konfetti und Stagediving sowie einer blauen Bühne passend zum Song "Blau" ab. Humorvoll setzen sich Felix Brummer und seine Bandkollegen in Szene. Immer wieder kommen selbstironische und spitze Bemerkungen. Spätestens dann beim wilden Tanzen in Zeitlupe hat wohl auch der Letzte im Publikum den Humor der Band verstanden.

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